Eigentlich müsste ich jubeln: Der straffreie Besitz von Cannabis rückt näher!
Die Cannabis-Legalisierung war ein Jugendtraum meiner Generation: Der "Haste-Haschisch-in den-Taschen-hast-Du-immer-was-zu-Naschen-Generation", der ehemaligen Enten- und Renault-4-Fahrer, die während der 90er Jahre in ihren studentischen Wohngemeinschaften gern den Joint kreisen ließ. Allerdings war ich schon damals in Sachen Cannabis-Konsum eine unzeitgemäße Spaß-Bremse!
Legalisierung ab 18 ist unverantwortlich
Um diese Art von Psycho-Drogen machte ich einen weiten Bogen. Und an dieser Haltung hat sich auch bis heute nichts geändert. Ich brauche persönlich keinen Joint zur fröhlichen Zerstreuung, weder vom Dealer noch vom Apotheker. Genauso wenig übrigens wie das Koma-Saufen und den Kotzhügel des Münchener Oktoberfestes.
Olaf Scholz hat in puncto Cannabis-Legalisierung erfrischend klare Worte gefunden, als er letztes Jahr beim Bürgerdialog in Magdeburg gefragt wurde, wann Marihuana in Deutschland legalisiert wird. Er habe sich selbst dazu durchringen müssen, die geplante Legalisierung von Cannabis richtig zu finden, bekannte der Kanzler. Weil er erstens nie gekifft habe und zweitens nicht daran glaube, dass Drogenkonsum keine Konsequenzen für die Gesundheit habe. Konsequenzen vor allem für die Gesundheit von Jugendlichen und jungen Erwachsenen füge ich an dieser Stelle als Vater und Großvater hinzu.
Im Gegensatz zum Kanzler ringe ich mich nicht dazu durch, die von der Ampel geplante Teil-Legalisierung richtig zu finden. Im Gegenteil:
Wenn Cannabis legalisiert wird, birgt das die Gefahr, dass die Zahl der Konsumenten steigen könnte. Und damit auch die Zahl der Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich das Hirn buchstäblich wegkiffen. "Die Erfahrungen mit Alkohol zeigen, dass es für Jugendliche kein Problem ist, an legalisierte Drogen zu kommen", warnt zu Recht der Generalsekretär der deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin Burkhard Rodeck.
Cannabis-Clubs für mehr Jugendschutz
Um an den Stoff zu kommen, sollen Cannabis-Konsumenten in Zukunft Vereinsmitglieder werden. Im Ernst! Und zwar in einem "nicht gewinnorientierten Verein", der seinen Mitgliedern den Kauf für den Privatgebrauch ermöglicht. 25 Gramm pro Person und Tag soll man dort kaufen dürfen, maximal 50 Gramm im Monat. Freunde des Do-it-yourself können auch sieben Samen oder fünf Setzlinge erwerben. Unter 21-Jährige müssen sich mit 30 Gramm im Monat begnügen und sollen vor den Gefahren gewarnt werden - der pädagogische Zeigefinger kommt da eindeutig zu spät!
Bis zu 500 Mitglieder darf so ein Kiffer-Club maximal haben. Sein Chef braucht nicht einmal ein polizeiliches Führungszeugnis - so unser Gesundheitsminister in einem TV-Interview. Da bin ich ja beruhigt!
Einziger Trost: Die neuen Cannabis-Clubs dürfen nicht direkt neben der Kita oder Schule eröffnet werden. So viel Kinder- und Jugendschutz muss nach Ansicht der Ampel dann doch sein.
Die Altersgrenze ist viel zu niedrig!
Rein theoretisch sollen von mir aus Erwachsene das Recht haben, so viel zu kiffen, wie sie wollen. Es lebe das Bürgerrecht der freien Selbstbestimmung. Da bin ich mir im Prinzip mit FDP und Grünen einig.
Doch die Liberalität hat in diesem konkreten Fall zwei Haken:
Ich befürchte, dass dann noch mehr Jugendliche an den Stoff rankommen, der sie kaputt machen kann. Und: Auch die eingeschworenen Cannabis-Fans der Ampel-Koalition wissen, dass ein Gehirn erst mit 25 Jahren so weit entwickelt ist, dass es die Nebenwirkungen von Cannabis wohl einigermaßen schadlos verkraftet.
Obwohl ihr Hirn noch nicht reif ist für einen Joint, sollen also junge Erwachsene ganz legal schon mit 18 die Möglichkeit haben, sich gesundheitlich zu ruinieren. Und was sagt dazu unser Gesundheitsminister Lauterbach? Er empfiehlt jungen Erwachsenen nur schwächeres Cannabis abzugeben. Weltfremder geht es kaum.
Kontrollen wurden mal wieder nicht mitgedacht
Mir sind auch die Vorteile einer Legalisierung bewusst: Erfahrungen in Kanada und Kalifornien zeigen, dass der Schwarzmarkt zwar nicht verschwindet - aber immerhin schrumpft. Klar ist auch: Verbote nutzen grundsätzlich der Drogenmafia. Legalisierung bietet die Chance, dass ihre Gewinne schrumpfen. Der gesamte Cannabis-Plan unserer Regierung ist aber nicht zu Ende gedacht. Regeln müssen auch kontrolliert werden. Ich kann gut verstehen, dass es der Polizei schon jetzt graut.
Von Entlastung keine Spur! Ein Beispiel: Bis zu drei Cannabispflanzen darf ich in Zukunft laut Ampelplan besitzen. Doch was heißt das konkret? Soll die Polizei dann in meiner Wohnung oder Wohngemeinschaft nachzählen, ob es nicht vielleicht doch eine kleine illegale Plantage ist? Wer kontrolliert, ob Kinder und Jugendliche Zugriff auf die Setzlinge haben? Und wer passt auf, dass Drogenkartelle nicht die Cannabis-Clubs unterwandern?
Ein zweites Beispiel: Bis zu 25 Gramm Cannabis darf ich in Zukunft in der Tasche haben. Reicht laut Kennern wohl locker für rund 50 Joints. Das heißt im Klartext: Die Polizei kann in Zukunft den Konsumenten vom Dealer nur noch schwer unterscheiden. Dealer, die nicht mehr als die erlaubte Menge von 25 Gramm bei sich führen, können sich in Zukunft völlig sicher fühlen! Sie dürfen sich nur nicht bei der Übergabe der Droge erwischen lassen.
Diese Art von Legalisierung stärkt den kriminellen Schwarzmarkt. Das kann es doch wohl nicht sein, liebe Ampel! Genauso wenig wie Kiffer-Clubs für alle ab 18.
Ihr seid leider auf dem falschen Trip!
Was halten Sie von den Plänen der Ampel-Regierung zur Cannabis-Legalisierung? Werden Jugendliche ausreichend geschützt? Lassen Sie uns darüber diskutieren! In den Kommentaren bei WDR.de oder auf Social Media.
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