Hochwasser entlang des Rheins Aktuelle Stunde 13.12.2023 UT Verfügbar bis 13.12.2025 WDR Von Cengiz Ünal

Rhein-Pegelstände fallen: Hochwasser langsam auf dem Rückzug

Stand: 17.12.2023, 08:44 Uhr

Die Pegelstände in Nordrhein-Westfalen gehen langsam zurück. In Köln und Düsseldorf ist der Hochwasserscheitel bereits durch. In Emmerich soll der Scheitel am Montag durchgehen.

In Köln ist am frühen Sonntagmorgen der Hochwasserscheitel durch - nach einem Höchststand von 7,37 Meter gestern. Bereits ab dem späten Samstagnachmittag begann der Wasserstand zu sinken. Von der Hochwassermarke I von 6,20 Metern ist das aber noch weit entfernt. Auch in Düsseldorf ist der Scheitel um 8.30 Uhr durch - mit nun fallender Tendenz. In Emmerich wird der Scheitel am Montag mit etwa 6,75 Meter durchgehen.

Schiffe mit 20 Stundenkilometern unterwegs

Hochwasser in Köln-Rodenkirchen | Bildquelle: WDR

Dennoch: Derzeit dürfen Schiffe flussabwärts nur noch 20 Stundenkilometer und in der Mitte des Rheins fahren. Diese Maßnahme gilt bereits ab einem Pegelstand von 6,20 Metern, der sogenannten Hochwassermarke 1. Ab der 7-Meter-Marke bleiben alle Hochwasserpumpwerke der Stadt in Betrieb, damit es im Kölner Kanalnetz keinen Rückstau gibt. Hunderte Absperrschieber wurden geschlossen, damit die Kanalisation nicht überflutet.

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Die Adventsfahrten der Kölner Seilbahn entfallen wegen des Hochwassers - auch hier muss der Betrieb ab sieben Metern eingestellt werden. In Köln-Rodenkirchen wurde das Fluttor geschlossen, um den Stadtteil vor Hochwasser zu schützen. Am Rheinboulevard in Köln-Deutz wurden Teile der Promenade überflutet.

Bahnverkehr zwischen Königswinter und Bad Honnef eingestellt

In Bonn liegt der Pegel heute um 7 Uhr bei 6,79 Meter - ein deutlicher Rückgang von 6,95 Meter am Samstagmittag. Zwischen Königswinter und Bad Honnef bleibt bis einschließlich Montag der Bahnverkehr der Linie 66 eingestellt, teilten die Stadtwerke Bonn mit. Stattdessen pendeln Busse zwischen der Stadtbahnhaltestelle "Oberdollendorf" und der DB-Haltestelle "Bad Honnef Bahnhof".

Düsseldorf lässt Hochwassertor geschlossen

In der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf ist der Scheitel durch - ab jetzt fällt der Pegel. Dort waren wegen des erwarteten Hochwassers schon am Dienstag die Zuläufe des Rheins zur innerstädtischen Düssel geschlossen worden, um Überschwemmungen im Stadtgebiet zu verhindern. Auch der Wasserspiegel des Spee'schen Grabens wurde um 60 Zentimeter abgesenkt, um das zusätzliche Wasser der innerstädtischen Düsselarme aufzufangen, das nicht mehr in den Rhein abfließen kann. Das Hochwassertor im Stadtteil Hamm ist geschlossen.

Zu Montag Höchststand in Emmerich

Am unteren Niederrhein in Emmerich wird der Scheitel am Montag durchgehen - mit etwa 6,75 Meter. Der Reeser Ortsteil Grietherort ist per Auto, Rad und zu Fuß erreichbar.

Der Rhein-Pegelstand zwischen Rees und Emmerich steigt. | Bildquelle: WDR / Petra Vennebusch

In Duisburg ist seit Mittwochmorgen die Marientor-Schleuse geschlossen, um die Innenstadt vor Hochwasser zu schützen. In Ruhrort liegt der Hochwasserpegel am Sonntag um 7 Uhr bei 8,36 Meter, das ist kaum eine Veränderung zum Samstag.

"Typisches" zweijährliches Hochwasser

Am Oberrhein bei Karlsruhe-Maxau, von wo die Wassermassen kommen, war am Freitag die Rede von einem fünfjährlichen Hochwasser. Da von Mosel und Main jedoch nicht so viel Wasser zum Rhein fließt und nennenswerter Regen nicht mehr in Sicht ist, bleibt am Rhein in Nordrhein-Westfalen ein größeres Hochwasser aus.

Bis Montag passiert der Hochwasserscheitel dann den Rhein in NRW. Es kann von einem zweijährlichen Hochwasser gesprochen werden - im Grunde genommen also ein ganz normales, typisches Hochwasser.

Ausblick bis Weihnachten

Stand heute können die Anrainer beruhigt in Richtung Weihnachten blicken: Die Hochwasserlage entspannt sich kommende Woche weiter deutlich und über die Weihnachtsfeiertage ist nicht mit gravierendem Hochwasser zu rechnen. Der Deutsche Wetterdienst sagt für die kommenden Tage in Nordrhein-Westfalen eher geringe Niederschläge voraus. 

Übrigens: Den höchsten dokumentierten Wasserstand gab es in Köln Ende des Winters 1784 mit damals 13,84 Metern. In neuerer Zeit war das im Winter 1995 in Köln ein Pegelstand von 10,69 Metern - in Düsseldorf von 10,32 Metern.

Zukunft für die Wirtschaft am Rhein

Wie könnte sich eigentlich der Klimawandel mit höheren Temperaturen künftig auf das Hochwasser und Pegelstände auswirken? "Der Rhein ist ein Fluss, der sehr stark durch die Gletscher der Alpen gefüllt wird. Wenn die Winter nicht mehr so kalt sind, fällt ein großer Anteil nicht mehr als Schnee und bleibt liegen, sondern fällt als Regen direkt in den Rhein", sagt Toralf Staud, Buchautor und freier Journalist. Dann werde man sehr viel öfter Winterhochwasser haben und mehr Niedrigwasser im Sommer. Staud hat ein Buch darüber geschrieben, wie Deutschland für 2050 in Zeiten des Klimawandels aufgestellt ist.

Man müsse bei einem stärkeren Wechsel der Extreme grundsätzlich neu denken. "Die Unternehmen am Rhein benutzen den Rhein im Moment noch wie ein verlässliches Förderband." Aber das mit der Verlässlichkeit werde sich wohl ändern. Deshalb müssten sich auch Konzepte zum Beispiel für den Transport oder die Trinkwasserversorgung ändern.

Unsere Quellen:

  • WDR-Wetterredaktion
  • ARD Wetterkompetenzzentrum
  • Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes
  • Stadtentwässerungsbetriebe Köln und Düsseldorf