Hitze und Niedrigwasser: Was das fürs Baden, Trinkwasser und für Fische bedeutet

Stand: 12.08.2022, 20:14 Uhr

Die Temperaturen der Flüsse und Seen in NRW steigen, die Pegelstände sinken. Nicht nur für die Schifffahrt hat das Folgen, sondern auch für Kraftwerke, Fische, Trinkwasser und das Baden.

Von Jörn Seidel

Seit Wochen regnet es zu wenig in NRW. Und die Hitze lässt seit Tagen nicht nach. Das hat Folgen für Flüsse und Seen. Nicht nur die Schifffahrt läuft eingeschränkt. Auch für Kraftwerke und fürs Trinkwasser hat das Folgen. Hohe Temperaturen und Niedrigwasser können auch den Fischen schaden. Und wer baden will, sollte nun besonders aufpassen. Ein Überblick.

Kraftwerk Weisweiler unter besonderer Beobachtung

Für das Braunkohle-Kraftwerk Weisweiler in der Städteregion Aachen ist am Freitag der Orientierungswert von 25 Grad Wassertemperatur überschritten worden. Das teilte die zuständige Bezirksregierung Köln dem WDR mit. Welche Einschränkungen daraus folgen, werde nun beraten, so eine Sprecherin der Behörde.

Kraftwerke entnehmen Flüssen nicht nur Wasser zum Kühlen, sondern führen auch wärmeres Wasser zurück. Sind Flüsse zu warm, muss der Betrieb von Kraftwerken gegebenenfalls gedrosselt werden, um den Gewässern nicht zu schaden.

Schifffahrt weiterhin stark eingeschränkt

In NRW habe man derzeit "fast eine flächendeckende Niedrigwassersituation", teilte ein Sprecher des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) am Freitag dem WDR mit. Zum Teil sei die Niedrigwassersituation "sogar extrem", zum Beispiel mancherorts im Münsterland, im Siegerland sowie im Rheinland.

Folgen hat das insbesondere für den Schiffsverkehr, insbesondere auf dem Rhein. Frachter fahren derzeit mit deutlich weniger Last. Das hat erhebliche Folgen für Unternehmen.

Baden in Flüssen noch gefährlicher

"In Flüssen zu baden, ist jetzt noch viel gefährlicher als sonst", sagt Frank Zantis von der DLRG Nordrhein dem WDR. "Denn man weiß nicht, was am Ufer nun alles rumliegt." Durch das Niedrigwasser kämen Glas, Metall, größere Steine oder sogar alte Kriegsmunition zum Vorschein.

Auch das Baden selbst sei noch gefährlicher als sonst. Denn man nähere sich nun der Fahrrinne. "Dort ist die Fließgeschwindigkeit höher. Durch Unterströmungen kann man noch stärker reingezogen werden", so Zantis.

Nach seinen Angaben gab es in NRW in diesem Jahr schon mehr als 30 Badetote - etwa die Hälfte davon in Flüssen.

Vorsicht auch beim Baden in Seen

Auch wer in einem See baden will, sollte derzeit gut aufpassen, so Zantis von der DLRG. Nach einem langen Sonnenbad sollte man sich erst langsam abkühlen, bevor man schwimmen gehe. Sonst könne der Kreislauf Probleme machen.

Das Baden birgt Gefahren | Bildquelle: ddp/Sinkel

Außerdem solle man die eigene Kondition bedenken. Die könnte nach den Corona-Jahren, in denen man womöglich weniger geschwommen ist, eingeschränkt sein. "Man muss auch noch zurückschwimmen können", so Zantis.

Blaualgen-Probleme und andere Hitze-Folgen gibt es in den größeren, überwachten Badeseen in NRW aber derzeit nicht. Das ist der Badegewässer-Karte des Landesumweltministeriums zu entnehmen:

Fischsterben nicht ausgeschlossen

Hohe Wassertemperaturen und Niedrigwasser können auch den Fischen schaden. Denn je wärmer das Wasser, desto weniger Sauerstoff bindet es. Grundsätzlich sei das aber nicht problematisch, sofern sich die Fische dann in Bereiche zurückziehen könnten, wo es mehr Sauerstoff gebe, erklärt Martin Maschka vom Landesverband Westfälischer Angelfischer dem WDR. "Mittlerweile geht das viel besser als noch vor einigen Jahren, da viele Gewässer mittlerweile renaturiert sind." Das sei aber nicht überall so.

Um ein Fischsterben zu verhindern, hat die Bezirksregierung Detmold vor drei Wochen die Wasserentnahme aus Ems und Lippe untersagt. "Das Verbot gilt für mechanische oder elektrische Pump- und Saugvorrichtungen sowie fahrbare Behältnisse", so die Behörde. Nun hofft man auch dort auf Regen - allerdings nicht auf Starkregen. Denn Laub und Schlamm könnten einen zusätzlichen Sauerstoffmangel herbeiführen.

Trinkwasser aus der Ruhr gesichert - vorerst

Die Ruhr als Trinkwasserquelle | Bildquelle: dpa/Ina Fassbender

"Um die Trinkwasserversorgung über die Ruhr muss sich derzeit keiner Sorgen machen", beruhigt Markus Rüdel vom Ruhrverband. Man sei gesetzlich dazu verpflichtet, die Ruhr bei niedrigem Wasserstand über die Talsperren mit Wasser zu versorgen.

Noch liege der Füllstand der acht Talsperren des Ruhrverbands bei 75 Prozent. Es fließe aber derzeit bis zu 16 Mal mehr Wasser ab als zufließe. Der Wasserstand der Talsperren sei im langjährigen Vergleich niedriger als üblich, so Rüdel. Deshalb müsse man sich über die Zukunft schon jetzt Gedanken machen.

"In Flüssen zu baden, ist jetzt noch viel gefährlicher als sonst", sagt Frank Zantis von der DLRG Nordrhein dem WDR. "Denn man weiß nicht, was am Ufer nun alles rumliegt." Durch das Niedrigwasser kämen Glas, Metall, größere Steine oder sogar alte Kriegsmunition zum Vorschein.