Entwickler baut „Holocaust Museum“ in Fortnite 01:44 Min. Verfügbar bis 03.08.2025

Entwickler baut "Holocaust Museum" in Fortnite

Stand: 03.08.2023, 10:22 Uhr

Mehr als 400 Millionen Menschen spielen regelmäßig das populäre Videospiel Fortnite: Und schon bald wird es dort ein virtuelles "Holocaust Museum" geben. WDR-Digitalexperte Jörg Schieb über die Hintergründe.

Der jüdische Spiele-Entwickler Luc Bernard hat auf Twitter mit Stolz angekündigt, dass es schon in wenigen Wochen ein Holocaust Museum auf der Spieleplattform Fortnite geben wird. Das Unternehmen Epic Games, Betreiber der Plattform, hat dem Entwickler jetzt seine Unterstützung dafür zugesagt. Nötig, damit das bereits entwickelte virtuelle Museum dann irgendwann für alle öffentlich zugänglich ist.

Den Besucher erwarten keine interaktiven Spielereien, sondern Informationen – wie in einem Museum üblich | Bildquelle: WDR/Schieb

Das virtuelle Museum ist als Ort der Besinnung konzipiert: Der Besucher kann diverse Räume besuchen, sieht Fotos und Porträts – daneben Schilderungen, die den Schrecken des Holocaust beschreiben, etwa die Novemberpogrome 1938. Eine andere Tafel erklärt, was Juden in Tunesien zugestoßen ist. Fortnite-Benutzer können im eigenen Tempo das Museum erkunden.

Ein Video-Game als Ort der Erinnerung

Eigentlich ist die virtuelle Welt in Fortnite, die gerne als Blaupause für das von Meta-Chef Mark Zuckerberg geplante Metaverse genannt wird, alles andere als ein Ort der Ruhe und Besinnung. Hier treffen sich Menschen aus aller Welt, um miteinander zu spielen und live gegeneinander zu kämpfen. Das grafisch opulente Game bieten dafür unzählige Kulissen und Möglichkeiten.

Doch in Fortnite haben auch schon Live-Konzerte stattgefunden. Manche Spieler entwickeln auch Tänze. Es gibt Shops, in denen Player sich mit virtuellen Klamotten oder Werkzeugen ausrüsten können. Fortnite ist eine komplett virtuelle Welt, die aufgrund des offenen Konzepts unzählige Möglichkeiten eröffnet. Spieler können eigene Welten erschaffen, in denen auch eigene Regeln gelten.

Entwickler Luc Bernard nutzt moderne Technologie

Genau das hat sich Luc Bernard, der in Los Angeles lebt, jetzt zunutze gemacht und ein virtuelles Museum gebaut. Erste Eindrücke sind davon bereits im Netz zu sehen. Erst nachdem Betreiber Epic Games diese virtuelle Umgebung für die Allgemeinheit freischaltet und in der "Map" sichtbar macht, kann jeder hin.

Das Videospiel „The light in the Darkness“ erzählt die Geschichte von polnischen Juden in Frankreich während des Holocaust | Bildquelle: WDR/Schieb

Bernard hat bereits Erfahrung darin, das wichtige und sensible Thema Holocaust in Form von Games zu erzählen: Im Februar ist das Videospiel "The Light in the Darkness" erschienen (ebenfalls Epic Games, für Windows und PS5, kostenlos). Hier geht es um die Erlebnisse einer polnischen Familie in Frankreich während des Holocausts. Wer sich auf das Spiel einlässt, wird emotional in die nacherzählte Geschichte gezogen. Das Spiel ist aufgrund einiger Bilder erst ab 18 Jahren freigegeben.

Sorge: KI könnte das Vergessen beschleunigen

Luc Bernard argumentiert: Viele Amerikaner seien noch nie in ihrem Leben in einem Museum gewesen. Das virtuelle Museum in Fortnite sei eine Chance, viele Menschen mit dem Thema vertraut zu machen, die noch nie etwas darüber gehört haben. Bernard will die Menschen dort abholen, wo sie sind – und argumentiert: Warum sollte der Holocaust nur in Filmen erzählt werden dürfen, nicht aber in einem Game?

Das Holocaust Museum in Fortnite: Dutzende Schautafeln und Informationen in virtuellen Räumen | Bildquelle: WDR/Schieb

Den Entwickler aus Kalifornien treibt noch etwas an: Die Befürchtung, durch Künstliche Intelligenz könne der Holocaust verharmlost werden. Es gibt immer weniger Zeitzeugen, Überlebende, die über die Gräuel berichten können.

Bernard befürchtet, Holocaust-Leugner könnten das Netz früher oder später mit KI-Fotos oder anderen mit KI erzeugten Medien fluten, die den Leugnern in die Hände spielen oder das Leid verharmlosen. Mit seinen Projekten will er dem entgegentreten.