EU sagt Mikroplastik den Kampf an: Kommt jetzt der Karneval ohne Glitzer?

Stand: 26.09.2023, 13:05 Uhr

Der Verkauf von Mikroplastik wird in der Europäischen Union schrittweise verboten. Für manche Produkte wie Glitzer und Mikroperlen gilt das Verbot schon im Oktober. Auf was müssen wir uns einstellen?

Von Oliver Scheel

Jede Woche essen wir im Schnitt eine Kreditkarte. Wie bitte? Diesen Vergleich machten einst Forschende der MedUni Wien in einem wissenschaftlichen Artikel. Denn über die Nahrungskette gelangen pro Woche rund fünf Gramm Nano- und Mikroplastik in unsere Körper - mit möglichen schwerwiegenden Folgen wie Stoffwechselerkrankungen.

Die EU-Kommission will die Verschmutzung von Ozeanen und Umwelt mit Mikroplastik bis 2030 um 30 Prozent reduzieren und beschloss daher nun ein Verbot, das zum Teil schon ab 15. Oktober 2023 greifen soll.

Was wird konkret schon ab Mitte Oktober verboten?

So tritt Mitte Oktober bereits das Verkaufsverbot von losem Glitzer und Mikroperlen in Kraft. Konkret heißt es in einer Pressemitteilung der Europäischen Kommission: Für "alle synthetischen Polymerpartikel unter fünf Millimeter, die organisch, unlöslich und schwer abbaubar sind" gilt die Verkaufsbeschränkung. Das würde tatsächlich den Beginn der Karnevalssession am 11.11. schon betreffen.

Peelingprodukte sind von dem Verkaufsverbot betroffen. | Bildquelle: WDR

Müssen die Jecken im Karneval also ab jetzt ohne Glitzer auskommen? Schließlich fällt das Produkt in den Bereich des Mikroplastiks unter fünf Millimeter. Aber keine Sorge: Es gibt mikroplastikfreie Glitzeroptionen. Die werden meist auf pflanzlicher Basis wie Cellulose oder Aloe Vera hergestellt und sind natürlich abbaubar.

Mikroperlen kommen in erster Linie im Bereich der Exfoliation der Haut zum Einsatz, wir kennen das als Peeling-Produkte.

Was wird langfristig verboten?

Für andere Produkte gelten teils lange Übergangsfristen: So müssen Kunstrasen-Sportplätze innerhalb von acht Jahren von ihrem Granulat befreit werden. Dieses Granulat gilt als die größte Quelle von bewusst verwendetem Mikroplastik in der Umwelt.

Zwischen vier und zwölf Jahre Frist zur Umstellung haben Kosmetika, bei denen es kompliziert ist, das Mikroplastik zu ersetzen, weil die Suche nach Alternativen sehr schwierig ist. Letztlich soll mit der Verordnung die Herstellung sowie der Handel mit Produkten wie Kosmetika, Waschmittel, Glitzer, Dünge- und Pflanzenschutzmittel, Spielzeug und Medikamente reguliert werden.

Gibt es Ausnahmen?

Ja. In Produkten, die enthaltenes Mikroplastik nicht freisetzen, soll die Verwendung weiterhin möglich sein. Auch den Einsatz in industriellen Produktionsprozessen will die EU-Kommission weiterhin erlauben, solange die Unternehmen sicherstellen, dass die Partikel nicht in die Umwelt gelangen.

Warum macht die EU das?

Weil wir in einem Meer aus Plastik ertrinken. "Durch ein Verbot von bewusst zugesetztem Mikroplastik wird ein ernstes Problem für die Umwelt und die Gesundheit der Menschen angegangen. Mikroplastik findet sich in den Meeren, in Flüssen und an Land sowie in Lebensmitteln und Trinkwasser", sagte EU-Umweltkommissar Virginijus Sinkevičius.

Laut EU-Kommission werden in der EU jährlich insgesamt 42.000 Tonnen Mikroplastik freigesetzt. Die Kommission rechnet damit, dass die Umstellung auf andere Materialien innerhalb der nächsten 20 Jahre ungefähr 19 Milliarden Euro kosten wird.

Mikroplastik reichert sich vor allem in Schalentieren ujnd Fischen an, aber auch in unserem Trinkwasser und gelangt so in den Nahrungskreislauf.

Quellen:
Material aus dem WDR Podcast 0630
Agenturen epd und AFP
Informationen der Europäischen Kommission