Wie Künstliche Intelligenz den Tourismus in NRW ankurbeln soll

Stand: 26.11.2024, 06:00 Uhr

KI-Influencerin Emma soll Werbung für Urlaub in Deutschland machen und erntet dafür Spott. NRW hat keine Emma, doch auch bei uns im Westen kommt KI im Tourismus zum Einsatz - zum Beispiel für ein Liebeslied.

Kennt ihr die Influencerin Emma? Emma ist blond, hat ein breites Lächeln und auf ihren Bildern und Videos in den Sozialen Medien steht sie zum Beispiel mit einem gelben Mantel vom Brandenburger Tor, fährt mit dem Zug in die Berge oder zeigt andere tolle Sehenswürdigkeiten in Deutschland.

Emma soll eine moderne, weltoffene Berlinerin sein, die in der digitalen Welt zu Hause ist. Emma ist allerdings keine echte Reise-Influencerin, sondern mit KI erstellt. Man sieht das ziemlich schnell, wenn man sich die Bilder genauer anguckt.

Emma wirbt für Urlaub in Deutschland

Emma ist ein KI-Avatar und eine Idee der deutschen Zentrale für Tourismus. Die wirbt im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums im Ausland für das Reiseland Deutschland. Als Emma allerdings vor einem Monat online ging, gab es einen Shitstorm und unter dem ersten Video mit ihr waren fast nur negative Kommentare.

Der offizielle Account der Tourismuszentrale versuchte gegenzusteuern und sagte, Emma soll echte Influencerinnen und Influencer nicht ersetzen, sondern ergänzen. Man wollte mit der KI-generierten Emma frischen Wind ins Marketing bringen. Doch statt Begeisterung gab es für den Avatar vor allem Kritik.

Gibt’s auch eine Emma für NRW?

Nein, das nicht. Doch auch der Tourismus NRW e.V. versucht, mit Hilfe von KI beim Marketing neue Wege zu gehen. So ist seit September das erste KI-generierte Liebeslied über NRW online, das zusammen mit Fans und Followern auf Instagram entstanden ist. Sie sollten schreiben, welche Zeilen und Begriffe in ein Liebeslied über NRW gehören. Und so klingt das dann:

Eine andere, etwas größere Errungenschaft ist das, was der touristische Landesverband vergangene Woche vorgestellt hat. So sollen ab dem kommenden Jahr Informationen über touristische Highlights bei uns im Westen über Autoradios zu hören sein.

Zwei KI-Tools sammeln dafür die Infos zu Touri-Hotspots wie Zeche Zollverein, die an den Autobahnen ausgeschildert sind, und übersetzen sie aus dem Deutschen ins Englische und Niederländische. Anschließend sind sie über die Infotainmentsysteme abrufbar. "Das Auto wird damit zum internationalen Reiseführer", sagt Dr. Heike Döll-König, Geschäftsführerin des Tourismus NRW e.V..

Industriedenkmal und UNESCO Welterbe Zeche Zollverein in Essen | Bildquelle: picture alliance / Bildagentur-online/Schickert

 

Viele Tourismus-Anbieter offen für KI

Was im Großen funktioniert, ist im Kleinen eher rar gesät. So wird KI auf lokaler Ebene in NRW eher wenig genutzt, schreibt der Landesverband im Tourismusbarometer 2023. Man erlebe zwar eine "große Offenheit gegenüber dem Thema Künstliche Intelligenz", aber erst wenige Anwendungsbeispiele. Ein paar Möglichkeiten listet der Verband im Tourismusbarometer auf:

  1. Chatbots für Kundenservice
  2. Serviceroboter in Hotels/Restaurants
  3. Digitale Reiseassistenten
  4. Preisoptimierung auf Buchungsplattformen
  5. Virtuelle Touren in Apps
  6. Automatische Übersetzer
  7. Bild und Text für interne und externe Zwecke
  8. Ressourcenmanagement in Hotels
  9. Zielgruppenanalyse für Marketing

Einer der Vorreiter auf lokaler Ebene ist laut Tourismusbarometer "VisitKölnGPT". Der Chatbot unterstützt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Köln Tourismus GmbH, in dem er ihnen Textvorschläge für unterschiedliche Medienkanäle und Zielgruppen macht.

Der Kölner Dom ist Touristen-Magnet und Unesco-Weltkulturerbe | Bildquelle: WDR

Viele Hotels online nicht buchbar

Ein gutes Drittel der Betriebe in NRW beschäftigt sich laut Tourismusbarometer zwar bereits mit dem Einsatz von KI im eigenen Unternehmen. Gleichwohl sagen viele, dass ihnen dafür das Wissen, das Geld und die Zeit fehlt.

Touristischer Magnet: die Externsteine in Horn Bad-Meinberg | Bildquelle: imago/blickwinkel

Auch bei der Digitalisierung haben vor allem vor allem kleine Betriebe noch großen Nachholbedarf. So schätzen die Tourismusorganisationen im Land, dass nicht einmal jeder zweite touristische Betrieb in NRW online buchbar ist.

Helfen könnten die sogenannte Digitalcoaches - ein Projekt der Landesregierung zusammen mit dem DEHOGA NRW und dem Handelsverband NRW. Sie sollen gerade den kleinen und mittleren Betrieben bei der Digitalisierung unterstützen.

Tourismus bräuchte Menschen und Technologie

Die Geschäftsführerin Dr. Heike Döll-König mahnt an, digitale Möglichkeiten zu nutzen: "Wir sind ein menschliches Business, aber das heißt nicht, dass wir auf Technologie verzichten können. Wir brauchen vielmehr eine Offenheit gegenüber Technologien, gerade auch beim Thema Fachkräftemangel."

Die digitale Transformation sei der Schlüssel für die Zukunft der Branche. Denn: "Mit der Verbreitung Künstlicher Intelligenz stehen wir am Anfang einer zweiten Welle der Digitalisierung mit beispielloser Transformationskraft".

Unsere Quellen:

  • Deutsche Zentrale für Tourismus
  • Tourismus NRW e.V.
  • WDR-Podcast 0630
  • Digitalcoaches NRW
  • Instagram deinnrw
  • Tourismusbarometer 2023

Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Hörfunk: WDR 5 Morgenecho am 26.11.2024