Die meisten Spiele dieser Fußball-EM fanden in NRW statt - nämlich 20 von insgesamt 51 Partien. Das heißt, neben offiziellen Fanzonen und Public-Viewing-Bereichen konnte man die Spiele auch an vielen anderen Orten in Nordrhein-Westfalen gemeinsam sehen. Viele Fans pilgerten in die Austragungsstädte nach Düsseldorf, Köln, Dortmund und Gelsenkirchen - und zogen dort oft lange vor dem Anpfiff bereits in Kneipen und Biergärten. Das hat dem Gastgewerbe zusätzlich Geld in die Kassen gespült.
Gastronomen und Hoteliers zufrieden
Gastronomie und Hotellerie in Deutschland beklagen gerade eigentlich massive Umsatzeinbußen und Gewinn-Rückgänge. Doch vor allem Gastronomen und Hoteliers aus den EM-Spielorten schauen jetzt zufrieden auf die vergangenen vier Wochen. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga in NRW, an der sich rund 640 Gastronomen und Hoteliers zwischen Rhein und Weser kurz vor Ende des Turniers beteiligten.
Blickt man auf die Ergebnisse der Umfrage, lassen sich Unterschiede zwischen den einzelnen Betriebstypen feststellen: In der Hotellerie profitierten nach eigenen Angaben 63,4 Prozent, in der Gastronomie, die vor allem auf Getränkeverkauf setzt, waren es 57,3 Prozent, in Restaurants, wo vor allem Speisen verkauft werden, noch 20 Prozent.
Allerdings: Je weiter Restaurants, Kneipen und Hotels von den Städten entfernt lagen, desto geringer die Auswirkungen. So gaben 63,4 Prozent der Befragten aus den Spielorten an, von der EM profitiert zu haben, bei angrenzenden Kommunen waren es noch 42,6 Prozent, bei weiter entfernt gelegenen nur noch 17,9 Prozent. Auf ganz NRW bezogen bedeutet das: 42,7 Prozent konnten vom Wettbewerb profitieren, 57,3 Prozent dagegen nicht.
Viel Regen, weniger Bier
Bei den Brauereien im Land sorgte die Fußball-Europameisterschaft allerdings für lange Gesichter. Denn die Firmen hatten mit einem kräftigen Nachfrageschub gerechnet, wenn Fans gemeinsam feiern und dabei tief ins Glas gucken. Doch es kam anders: "Der Fußball-EM-Effekt ist für die Brauereien gefloppt", sagt der Veltins-Generalbevollmächtigte Michael Huber.
In den Gaststätten einiger Städte sei zwar zeitweise mehr Bier getrunken worden, dies seien aber lokale Effekte geblieben, so Huber. Die Brauereien verkaufen in Deutschland nur circa ein Sechstel des Biers an die Gastronomie, den Löwenanteil ihres Geschäfts machen sie mit dem Handel - und da verlief der Absatz nach Einschätzung von Veltins mau.
Auch der Deutsche Brauer-Bund äußerte sich verhalten über die Folgen der Fußball-EM für die Branche. "Das Wetter hat leider nicht immer so mitgespielt, wie wir es uns gewünscht hätten", sagt Hauptgeschäftsführer Holger Eichele. "Die Achterbahnfahrt der Temperaturen und die häufigen Unwetter haben vielen Wirten das Geschäft verhagelt, so manche Gartenparty fiel ins Wasser."
Wenn aus Fans Urlauber werden
Neben den unmittelbaren wirtschaftlichen Effekten hofft das Gastgewerbe nun darauf, dass sich auch langfristig Auswirkungen der EM zeigen könnten. Nämlich dann, wenn die Besucher NRW künftig als Touristenziel neu entdecken.
"Wir haben als Gastronomie und Hotellerie die Möglichkeit genutzt, uns als sehr gute Gastgeber zu präsentieren," so Patrick Rothkopf, Präsident des Dehoga Nordrhein-Westfalen. NRW habe stimmungsmäßig eine sehr gute Figur gemacht. "Deshalb bin ich optimistisch, dass die Europameisterschaft noch positiv nachhallen wird."
Zusätzliche Umsätze durch Lebensmittel, Getränke und Fanartikel
Aus Sicht des Handelsverbands Deutschland (HDE) wäre eine längere Turnierteilnahme der deutschen Mannschaft gut gewesen. "Die Fußball-Europameisterschaft sorgt auf jeden Fall vielerorts für Kaufanlässe", sagte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth der dpa.
Vor der EM hatte der Handelsverband jedenfalls geschätzt, dass es zusätzliche Umsätze in Höhe von 3,8 Milliarden geben werde. Laut einer Umfrage planten viele Menschen Mehrausgaben spezifisch zur EM ein - wie zum Beispiel Lebensmittel, Snacks, Grillgut, Getränke, aber auch Fanartikel wie Schals, Fahnen oder Deko. Mit einer detaillierten Bilanz will der Verband noch abwarten.
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