Nach der Unwetterkatastrophe wird am Donnerstag in Spanien weiter nach Toten, Vermissten und von der Außenwelt abgeschnittenen Menschen gesucht. In der Nacht mussten viele Suchaktionen bis zum Tagesanbruch unterbrochen werden. Es wird befürchtet, dass die Opferzahl weiter ansteigt. In Spanien beginnt am Donnerstag eine dreitägige Staatstrauer.
Besonders schlimm war die Lage am Mittwoch in den beliebten Urlaubsregionen Andalusien, Murcia und Valencia. Sintflutartiger Regen mündete in einer Flutkatastrophe: Vielerorts wurden Straßen, Häuser und Felder überschwemmt sowie Autos und Bäume von den Wassermassen mitgerissen.
Ein Großteil der Todesopfer wurde in der Provinz Valencia gezählt. Rettungskräfte konnten aufgrund überschwemmter oder anderweitig blockierter Straßen nicht mit Fahrzeugen zu Einsatzorten vordringen. Aus anderen betroffenen Regionen fehlen offizielle Opferzahlen noch.
Der Wetterdienst Aemet in Valencia sprach in einer ersten Bilanz von einem "historischen Unwetter". Valencias Regionalregierungschef Carlos Mazón erklärte wiederum, es handele sich um eine "noch nie dagewesene Situation". Wegen überfluteter Straßen seien einige Orte von der Außenwelt abgeschnitten, teilweise fielen Stromversorgung und Telefonverbindungen aus.
Absprache wegen möglicher Hilfsleistungen für Spanien
Mit einer Schweigeminute reagierte am Mittwoch das spanische Parlament in Madrid und setzte einen Krisenstab ein. Auf der Plattform "X" äußerte sich König Felipe VI. "tief betrübt", auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zeigte sich "erschüttert". Auf "X" schrieb er, die Bundesregierung stehe mit Spanien im Austausch wegen möglicher Hilfsleistungen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) stellt ebenfalls Hilfe in Aussicht.
Das THW allerdings ist bislang nicht zur Unterstützung angefragt. Noch liege aus Spanien kein internationales Hilfeersuchen über den europäischen Katastrophenschutzmechanismus vor, teilte die Organisation auf WDR-Anfrage mit: "Ein solches internationales Ersuchen ist die Grundlage, dass das THW als Bundesbehörde in einem anderen Land in den Einsatz gehen kann."
Vergleichbar mit Überschwemmungen in den Jahren 1996 und 2007
Bereits 1996 und 2007 hatte es in Spanien katastrophale Überschwemmungen gegeben. "Das aktuelle Unwetter ist auf Augenhöhe mit diesen Ereignissen", sagt Jürgen Vogt von der WDR-Wetterredaktion. Seit Montag sei zum Beispiel in der Region Valencia verbreitet mehr als 200 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Punktuell sei es wohl noch schlimmer gewesen, erklärt Vogt. Eine einzelne Wetterstation in der Region habe 445 Liter Regen in nur 24 Stunden gemeldet. "Das ist die Menge, die in Düsseldorf sonst innerhalb eines halben Jahres fällt."
Hohe Wassertemperaturen begünstigen Unwetter
Erst vor zwei Wochen waren extreme Unwetter über Frankreich gezogen und hatten auch dort schwere Schäden verursacht. Ein wichtiger Grund für diese Serie liege auch in den aktuell sehr hohen Wassertemperaturen im Mittelmeer, so Vogt: "Zurzeit ist es je nach Region zwei bis drei Grad wärmer als im langjährigen Mittel." Die hohen Wasser- und Lufttemperaturen begünstigten die Entstehung und erhöhten die Intensität von Unwettern. "Das heißt nicht, dass es solche Ereignisse früher nicht gab. Aber sie werden häufiger."
In NRW bleibt es zunächst grau und regnerisch
In NRW bleibe es hingegen vorerst beim ruhigen Herbstwetter, so Vogt. Die Wetterlage in Südeuropa habe aktuell keinen Einfluss auf Deutschland. Es bleibt vorerst grau und regnerisch.
Am Samstag kühlt es etwas ab. Das Wochenende bleibt abgesehen von Morgennebel und einigen kurzen Schauern recht trocken. Hin und wieder zeigt sich auch die Sonne. Ein Wintereinbruch ist vorerst nicht in Sicht.
Unsere Quellen:
- Interview mit WDR-Meteorologe Jürgen Vogt
- Nachrichtenagentur dpa, AP und AFP
- Technisches Hilfswerk (THW)