Unter anderem in Essen oder Köln: Statt 1 Euro kostet der Besuch der Toilette jetzt 1,50 Euro. "Dat is allerhand für mal eben Pipimachen zu gehen", beschwert sich eine Seniorin in Köln im Gespräch mit dem WDR.
Eine Sprecherin des Unternehmens "Hering Sanikonzept" im Siegerland, das für einen Großteil der öffentlichen Toiletten an deutschen Bahnhöfen verantwortlich ist, erklärt: Der Preis in den "rail&fresh"-Anlagen sei seit mehr als 15 Jahren stabil bei einem Euro gehalten worden.
Man habe aber nun "auf Preissteigerungen der vergangenen Jahre für Löhne und Gehälter, Wasser und Abwasser sowie Nebenkosten reagieren" müssen. Für die Reinigungskräfte und andere Mitarbeiter zahle das Unternehmen "tarifliche und übertarifliche Löhne".
Außerdem habe man in den vergangenen Jahren "erhebliche Investitionen" getätigt, um die Anlagen modern und attraktiv zu gestalten, sagt Unternehmenssprecherin Dana Müller dem WDR. Pro Anlage seien das bis zu 1,2 Millionen Euro.
Toilettenbesuch muss nicht kostenlos sein
Doch müssten Toiletten eigentlich nicht grundsätzlich kostenlos sein? Das hatte sich vor einigen Jahren auch ein Mann aus Essen gefragt und verklagte die Stadt. Die Klage wurde allerdings abgewiesen.
Kostenlose, öffentliche Toiletten gehörten nicht zu den Pflichtaufgaben einer Kommune, hieß es in der Begründung des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen. Ein Recht auf eine kostenlose öffentliche Toilette gibt es also nicht. Daher ist auch eine geringe Nutzungsgebühr rechtlich gesehen zulässig.
Apps helfen bei der Toiletten-Suche
Öffentliche Toiletten sind in Deutschland zum Teil rar gesät: Sie sind teuer in der Anschaffung, benötigen Platz, müssen gereinigt werden und werden immer wieder auch beschädigt. Finden lassen sie sich über Apps wie "Toilet Finder", "Toiletten Scout" oder "HandicapX". Dort gibt es etwa Hinweise, ob das jeweilige WC kostenlos genutzt werden kann oder ob es behindertengerecht ist.
Auch das Netzwerk „Die nette Toilette“ sorgt bundesweit für Erleichterung. Per App können sich Gastronomen deutschlandweit melden und ihre Toilette kostenlos anbieten. Im Gegenzug werden sie von der jeweiligen Kommune mit rund 100 Euro im Monat entschädigt. Auch einige Städte im Münsterland, am Niederrhein und in Westfalen machen inzwischen bei der „netten Toilette“ mit.
Toiletten in Zügen immer wieder defekt
Wer nicht auf die teurer gewordene Bahnhofstoilette will, könnte theoretisch auch warten, bis er oder sie in den Zug steigt - und dann das WC dort kostenlos benutzen. Das funktioniert aber nur, wenn der Zug auch eine intakte Toilette hat.
Ein Recht auf eine Toilette gebe es nicht, sagt der Essener Rechtsanwalt Volker Schröder dem WDR. Nur Fernzüge sind demnach verpflichtet, eine Zugtoilette anzubieten - Regionalbahnen nicht.
Unsere Quellen:
- Recherchen von WDR-Reporterin Anke Kahle
- Material der Nachrichtenagentur KNA
Über dieses Thema berichten wir am 05.12.2024 auch im WDR Hörfunk: WDR 5 Morgenecho, ab 7 Uhr.