Während die Mehrheit der Menschen an Weihnachten frei hat, gibt es andere, die den Betrieb am Laufen halten. Allein in Nordrhein-Westfalen gilt das an Heiligabend für rund 2,5 Millionen Menschen. Der 24. Dezember ist eben kein gesetzlicher Feiertag, zudem fällt er dieses Jahr auf einen Dienstag.
Viele Arbeitgeber geben dennoch zumindest einen halben Tag frei. Geschäfte schließen um 14 Uhr. Aber auch danach arbeiten noch Millionen Menschen, in NRW ist es knapp jeder zehnte Beschäftigte. Das geht aus einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung hervor.
Arbeit rund um die Uhr
Das stiftungseigene WSI-Institut hat dafür bundesweit rund 7.100 Beschäftigte befragt. Besonders viele Menschen sind im Handel (44 Prozent), in Verkehr und Logistik (40 Prozent) sowie im Gastgewerbe (36 Prozent) gefragt. Nach 14 Uhr wird das weniger, aber manche Branchen kennen nun mal keine Pausen: neben dem Gastgewerbe und dem Verkehr gilt das für Versorgungsbetriebe, Feuerwehr und Polizei oder Gesundheits- und Sozialdienste.
Auch Madleen Beuermann muss über die Feiertage ran. Seit fast zehn Jahren arbeitet sie als Krankenpflegerin im St.-Clemens-Hospital in Geldern. Dort ist rund um die Uhr Betrieb, das Personal arbeitet in Früh-, Spät- und Nachtschichten. Natürlich auch über Weihnachten.
„Ich habe mir das eigentlich bewusst ausgesucht, weil wir viele Kollegen haben, die Kinder haben, die Heiligabend gerne zuhause sein möchten“, sagt Beuermann im Gespräch mit dem WDR. Also habe sie sich gedacht: „Okay, ich würde das gern machen, damit die Kollegen auch die Chance haben, mit der Familie zu feiern.“
Wirklich leicht gefallen ist Madleen Beuermann die Entscheidung aber nicht. Auch sie wäre an Heiligabend gern zu Hause. Aber irgendjemand muss sich um die Menschen im Hospital kümmern. Zu Hause wird dann eben früher gefeiert. „Wir treffen uns ab 16 Uhr. Mama kocht immer für uns alle zusammen, danach machen wir immer die Bescherung, lassen den Abend dann eigentlich ausklingen. Ich verabschiede mich eben etwas früher.“
Tiere müssen auch am Feiertag versorgt werden
Ähnlich geht es Diana Bielfeldt. Die 20-Jährige macht eine Ausbildung zur Tierpflegerin im Tiergarten Kleve – wie ein Krankenhaus ebenfalls ein 365-Tage-Betrieb. Das Futter für Erdmännchen, Rentiere und Schneeeulen muss auch an den Feiertagen pünktlich auf dem Tisch sein.
33 Menschen arbeiten im Tiergarten Kleve – und einigen sich untereinander, wer wann den Dienst übernimmt: „Wir haben eine Online-Abstimmung“, sagt Diana Bielfeldt, „so wird das dann fair im Team entschieden, damit jeder nur ein bisschen arbeiten muss und trotzdem noch Zeit mit der Familie hat.“ Sie selbst muss dieses Jahr an Heiligabend und am ersten Weihnachtsfeiertag arbeiten.
Auch damit ist sie nicht allein. Rund zehn Prozent der Erwerbstätigen müssen am ersten und/oder am zweiten Weihnachtstag arbeiten. Ähnlich sieht es an Neujahr aus. Silvester wiederum ist mit Heiligabend vergleichbar: Bis 14 Uhr arbeiten in NRW rund 2,5 Millionen Menschen, danach ist es knapp die Hälfte. „Deutlich überdurchschnittlich ist die Quote dann erneut im Gastgewerbe, im Gesundheits- und Sozialwesen sowie in der Logistik“, heißt es in der Studie.
Teils kräftige Lohnzuschläge an Feiertagen
Ein Trostpflaster für all jene, die arbeiten, wenn der Großteil frei hat: Laut der Studie gibt es teils kräftige Lohnzuschläge. Das WSI-Institut hat dafür 95 Tarifverträge ausgewertet.
Bis 14 Uhr an Heiligabend und Silvester bekommt rund ein Viertel der Beschäftigten mehr Geld als sonst, am Nachmittag ist es dann mehr als die Hälfte, an den beiden Weihnachtsfeiertagen sind es gar 70 Prozent. Je nach Branche gibt es in der Regel zwischen 50 und 200 Prozent mehr Gehalt.
Quellen:
- Studie der Hans-Böckler-Stiftung
- WDR-Interview mit Madleen Beuermann und Diana Bielfeldt
- Landesbetrieb IT.NRW
- Nachrichtenagentur dpa
Über dieses Thema berichten wir im WDR am 21.12.2024 auch im Hörfunk: WDR5 Morgenecho, ab 6 Uhr.