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Tove Jansson – Queere Ikone und Mutter der Mumin-Trolle

WDR Zeitzeichen 09.08.2024 14:52 Min. Verfügbar bis 10.08.2099 WDR 5

Weltweit bekannt ist Tove Jansson für ihre Geschichten und Zeichnungen rund um die Mumin-Trolle. In Finnland ist die Zeichnerin und Autorin dazu eine Ikone und Wegbereiterin der queeren Community.

In Finnland sind die Mumins überall. Dabei sind die freundlichen weißen Trolle eigentlich menschenscheue Wesen, die in ihrem eigenen Kosmos leben. Ihre Schöpferin Tove Jansson wird am 9.8.1914 in Helsinki geboren. Ihre Mutter, der ruhende Pol der fünfköpfigen Familie, ist Grafikerin, ihr Vater ein exzentrischer Bildhauer, der selten zuhause ist. Der bunt-chaotische Haushalt ihrer Kindertage wird zur Vorlage für Tove Janssons Mumin-Welt, die als erfolgreiche Kinderbuch-Serie in 40 Sprachen übersetzt wird. *** Das ist unserer Interviewpartner: Christian Panse, Übersetzer, Jansson-Experte und Gründer des Virtuellen Muminforschungszentrums

Was Pippi Langstrumpf für Schweden, sind die Mumins für Finnland: Die rundlichen weißen Trolle, die ein wenig an Nilpferde erinnern, sind wohl Finnlands bekanntesten Kinderfiguren. Für ihre Erfinderin, die Zeichnerin und Autorin Tove Jansson, sind die Geschichten zunächst eine Flucht vor Krieg und Gewalt.

Die am 9.8.1914 geborene Malerin und Zeichnerin Tove Jansson feierte gerade ihre ersten Erfolge, als im November 1939 die Russen in Finnland einmarschieren. Mit dem Winterkrieg beginnen schreckliche Jahre: Ihre Freunde kämpfen an der Front, in ihrer Geburtsstadt Helsinki heulen ständig die Sirenen. Jansson entwirft die Mumins und ihre eigene Märchenwelt.

Die witzig-versponnenen Mumin-Familie lebt zusammen mit anderen Kreaturen in einem grünen Tal, umgeben von Bergen. Aufkommende Bedrohungen und Probleme werden stets von der Mutter souverän gelöst. Als Vorbild gilt Janssons eigene Mutter, die liebevoll die Kinder aufzieht und die Familie mit ihrer Arbeit als Grafikerin zusammen hält. Ihr Vater ist Bildhauer, exzentrisch und häufig unterwegs.

Insgesamt schreibt Tove Jansson neun Bücher über die Mumins, die in mehr als 40 Sprachen übersetzt werden. Auch ihre große Liebe, die Grafikerin Tuulikki Pietilä, ist unschwer in den Geschichten als Too-Ticki zu erkennen. Die sagt in einer Mumin-Geschichte einmal den bemerkenswerten Satz: "Alles ist sehr ungewiss, und das finde ich beruhigend."

In diesem Zeitzeichen erzählt Christine Kopka:
  • dass die rebellische Tove Jansson schon mit 16 Jahren die Schule verlässt,
  • wie sie Karikaturen von Adolf Hitler zeichnet und sich deswegen mit ihrem Vater streitet,
  • über Toves Liebe zu Frauen, als Homosexualität in Finnland noch verboten war,
  • warum "Die Mumins" noch aktuell sind und immer neu aufgelegt werden.

Das sind unsere wichtigsten Quellen und Interviewpartner:
  • Christian Panse, Übersetzer, Jansson-Experte und Gründer des Virtuellen Muminforschungszentrums
  • Tove Jansson: Komet in Mumintal. Würzburg 2023
  • Tove Jansson: Eine drollige Gesellschaft. Würzburg 2016
  • Tove Jansson: Geschichten aus dem Mumintal, Würzburg 2016
  • Tove Jansson: Das Sommerbuch. Köln 2014 
  • Tuula Karjalainen: Tove Jansson. Die Biographie Stuttgart 2014

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autorin: Christiane Kopka
Redaktion: Frank Zirpins
Technik: Theo Kramer