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Ein Politiker geht baden: Reichspräsident Ebert in Badehosen

WDR Zeitzeichen 24.08.2024 15:23 Min. Verfügbar bis 25.08.2099 WDR 5

Am 24.08.1919 verunglimpfen seine Gegner den jüngst vereidigten Reichspräsidenten Ebert mit einem Skandalfoto. Politik mit Bademode - das wird noch heute gern gemacht.

Der erste Eindruck ist für damalige Verhältnisse verstörend: Das erste Bild des bis dahin in der Öffentlichkeit visuell unbekannten Friedrich Ebert zeigt den frisch vereidigten Reichspräsidenten in Badehosen. Das von der "Berliner Illustrierten Zeitung" gedruckte Foto sorgt für Häme. *** Das ist unsere Interviewpartnerin: Professorin Paula Diehl (Politikwissenschaftlerin an der Universität Kiel, lehrt und forscht zu politischer Repräsentation, Inszenierung und Populismus) ***

1919 wird in Deutschland die erste parlamentarische Demokratie gegründet. Der Sozialdemokrat Friedrich Ebert wird zu ihrem Repräsentanten gewählt und am 21. August auf die neue Verfassung vereidigt. Am selben Tag wird die Ausgabe der "Berliner Illustrierten Zeitung" verteilt, die eigentlich erst drei Tage später erscheinen soll.
Auf der Titelseite wird der neue Würdenträger zwar nicht nackt, aber doch ungehörig unbekleidet seinem Volk präsentiert wird. Man sieht Ebert und Reichswehrminister Gustav Noske (SPD) in der damals keineswegs üblichen Badehose in der Ostsee stehen. Die Resonanz ist enorm. Ein Mann in Badekleidung gilt damals als äußerst unschicklich.
Das Foto wird als Postkarte tausendfach verschickt. Dazu kommen Karikaturen, Fotomontagen, Spottverse und Lieder. Bei Eberts öffentlichen Auftritten schwenken kaisertreue Gegner rote Badehosen. Sie nutzen das Ebert-Foto zur Herabwürdigung des Präsidenten und der jungen Demokratie, die mit ihm baden geht.

In diesem Zeitzeichen erzählen Ulrich Biermann und Veronika Bock:
  • in welchem Zusammenhang das Ebert-Foto entsteht,
  • mit welchem Reim das republikfeindliche Satireblatt "Kladderadatsch" Ebert verhöhnt,
  • in wie vielen Prozessen sich Ebert gegen die Verunglimpfungen wehrt,
  • welche Politiker sich ebenfalls oberkörperfrei fotografieren lassen,
  • wie solche Inszenierungen machtpolitisch und demokratietheoretisch einzuordnen sind.

Das ist unsere Interviewpartnerin:
  • Professorin Paula Diehl (Politikwissenschaftlerin an der Universität Kiel, lehrt und forscht zu politischer Repräsentation, Inszenierung und Populismus)

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Die Macherinnen und Macher hinter diesem Zeitzeichen:
Autor und Autorin: Ulrich Biermann und Veronika Bock
Redaktion: Carolin Rückl und Sefa Suvak