Intergenerationelles Lernen
6 Ideen: Hier können Jung und Alt voneinander lernen
Stand: 09.09.2024, 11:31 Von Caroline Weigel Gamechanger
Von Caroline Weigel
Eltern, Lehrpersonen und Ausbilder:innen: Wir haben schon früh gelernt – wer uns was beibringen will, ist in der Regel älter als wir. Dabei können auch ältere Menschen von Erfahrungen profitieren, die jüngere in ihrem Leben schon gemacht haben. Wir zeigen dir sechs Bereiche, in denen ältere und jüngere Menschen sich gegenseitig unterstützen und voneinander lernen können.
Generationenaustausch: Davon haben alle was
Voneinander lernen hat nichts mit dem Alter zu tun. Das zeigt auch eine Studie des Wort & Bild Verlags aus dem Jahr 2022. Über 80 Prozent der Befragten ab 14 Jahren gaben hier an, der Austausch zwischen Jung und Alt sei wertvoll. Und davon profitieren alle: Vorurteile können abgebaut, Probleme gemeinsam angegangen und Lösungen durch unterschiedliche Erfahrungen und Denkweisen erarbeitet werden. Wir lernen, uns gegenseitig zuzuhören und uns zu unterstützen.
1. Gemeinsames Gärtnern im Generationengarten
Können deine Großeltern auch ohne Probleme verschiedenste Pflanzen bestimmen? Oder bist du selbst schon älter und weißt genau, wann welches Obst oder Gemüse Saison hat oder welches Hausmittel am besten gegen lästige Schädlinge hilft? Ihre Skills können Ältere zum Beispiel beim gemeinsamen Gärtnern in einem Generationengarten an Jüngere weitergeben.
So einen Garten gibt’s in Herne – bundesweit legen aber mittlerweile viele Initiativen Gärten für alle Altersgruppen an. Kinder können dort Verantwortung übernehmen und bekommen einen Zugang zur Pflanzen- und Tierwelt. Sie lernen, was biologische Vielfalt ist, wie man einen Garten insektenfreundlich gestaltet und ernten ihr erstes eigenes Obst und Gemüse. Die Senior:innen genießen die Abwechslung, erinnern sich, geben Ratschläge und gärtnern mit.
2. Unterstützung durch Schulpatenschaften
Nachhilfe in Mathe und Bio von Menschen, die es richtig draufhaben: Der "Senior Expert Service“ (SES) vermittelt Senior:innen an Schulen, die sich dort ehrenamtlich engagieren. Die Expert:innen im Ruhestand kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen und bringen verschiedenstes Fach- und Vorwissen mit.
In den Schulen helfen sie den Schüler:innen, den Stoff zu verstehen, besonders bei den MINT-Fächern. Sie geben aber auch Einblicke in verschiedene Berufe, üben Bewerbungsgespräche in Rollenspielen oder unterstützen sie bei schulbegleitenden Praktika. Das Schulprogramm wird aus Spenden- und Sponsorenmitteln finanziert und ist für Schulen kostenfrei.
Life-Lesson statt Freistunde mit “LifeTeachUs“
Damit Schüler:innen ihre Zeit nicht in Freistunden vergeuden, hat der Verein “LifeTeachUs“ eine App entwickelt, über die Lebens-Expert:innen aus verschiedensten Bereichen an Schulen vermittelt werden.
Diese geben dann über einen Videochat oder vor Ort in den Klassen ihre Erfahrungen und ihr Wissen weiter. In 45 Minuten bringen die sogenannten “Lifeteacher“ den Schüler:innen zum Beispiel ihren Beruf näher. Es werden aber auch Themen wie mentale Gesundheit, Steuern oder Ehrenamt behandelt.
3. Technikunterricht für Senior:innen
Hier lernen die Älteren von den Jüngeren: Jeden zweiten Donnerstag im Monat findet in der Bibliothek in Monheim am Rhein das Digitalcafé statt. Schüler:innen teilen dort ihr Wissen über den Umgang mit Smartphone, Tablet und Laptop mit der älteren Generation.
Wie funktionieren die verschiedenen Betriebssysteme, wie lege ich Kontakte richtig an und wie versende ich eine Messenger-Nachricht? In unserer digitalisierten Welt bedeutet dieser Technik-Crashkurs für Senior:innen mehr gesellschaftliche Teilhabe.
In anderen Städten gibt es ähnliche Angebote. Wobei die ehrenamtlichen Digitalpat:innen oder -mentor:innen auch schon mit der Schule fertig sein können. Infos dazu gibt es meist direkt auf den Seiten der Städte und Gemeinden.
4. Gemeinsames Musizieren verbindet
Gemeinsam etwas zu erarbeiten verbindet. Das Generationenorchester in Remagen eint vor allem ihre Leidenschaft für Musik – die Mitglieder haben eine große Altersspanne von Kindern bis Senior:innen. Den Jüngeren hilft das gemeinsame Proben und Spielen vor allem dabei, die Abläufe und Routinen im Sinfonieorchester kennenzulernen – unter anderem, wie das Musizieren unter der Leitung von Dirigent:innen funktioniert. Die älteren Orchestermitglieder lassen sich von der Neugier und dem Elan der jüngeren anstecken und lernen, vieles nicht für selbstverständlich zu nehmen.
Wer kein Instrument spielt, aber trotzdem gerne musiziert, fühlt sich vielleicht in einem Generationenchor gut aufgehoben. Hier gibt es auch einige Angebote, für die es keine Vorkenntnisse braucht.
5. Gegenseitiges Vorlesen
Vorlesen lassen oder selbst vorlesen: Diese Aufgabe übernehmen Lesepat:innen beispielsweise in Kitas, Grundschulen und Bibliotheken. Sie wollen die Freude am Lesen an die Jüngeren vermitteln. Bei den Älteren kann das Vorlesen Erinnerungen an persönliche Erfahrungen, Kenntnisse und Meinungen wecken und der aktive Wortschatz wird neu belebt.
Lesen die Kinder selbst vor, werden sie von den Lesepat:innen in der Regel nicht bewertet. Das soll den Schüler:innen die Hemmungen vor dem Lesen nehmen, ihr Selbstvertrauen stärken und sie zum Lesen motivieren.
6. Gemeinsam Geschichte schreiben
Ältere Menschen haben oft viel erlebt, die wenigsten aber berichten ausführlich darüber oder halten das Erlebte für die Nachwelt fest. Manche merken auch erst beim Erzählen, dass es Menschen gibt, die sich für die eigenen Erinnerungen interessieren.
Der Arbeiter-Samariter-Bund Region Düsseldorf e. V. hat deshalb vor über zehn Jahren das Projekt „Geschichtsschreiber“ ins Leben gerufen. Als Geschichtsschreiber:in führst du Gespräche, stellst Fragen und schreibst die Erfahrungen und Erlebnisse anderer auf. Einige der Geschichten gibt es als gebundenes Buch oder auf der Website zu lesen. Manche Texte werden auch im Rahmen von Lesungen veröffentlicht.
Du hast Lust auf den Generationenaustausch?
Für den Austausch zwischen den Generationen und das Lernen voneinander kannst du einer Initiative oder einem Verein in deiner Nähe beitreten, es geht aber auch ohne.
Was hätte deine Oma in ihrem Leben gerne früher gewusst? Kann dein Onkel dieser Mail vertrauen? Oder, wenn du älter bist, was kannst du deinen jüngeren Kolleg:innen erklären? Schon kleine Alltagsgesten oder Gespräche können für Menschen in den verschiedenen Lebensphasen sehr hilfreich sein und im besten Fall beruht das Lernen von Jung und Alt auf Gegenseitigkeit.