Schülerinnen mit den Senioren im Digitalcafe Monheim

Technik leichtgemacht: Schülerinnen helfen Senioren

Düsseldorf | Ehrenamt

Stand: 17.07.2023, 16:35 Uhr

Im Digitalcafé in Monheim bringen Schülerinnen älteren Menschen neue Technik bei. Wie funktioniert ein Smartphone, wie ein iPad? Lernen können dabei beide Seiten etwas.

Von Martin Henning (Text) und Inga Drews (Multimedia)

Sechs Schülerinnen der Peter-Ustinov-Gesamtschule stehen im Eingangsbereich der Monheimer Stadtbibliothek. Ihnen gegenüber eine Gruppe älterer Menschen. Es wirkt ein wenig wie auf einem Abschlussball, bei dem sich niemand traut, den ersten Schritt auf die Tanzfläche zu machen. Schülerin Güneş bricht schließlich das Eis: "Ich bin sehr gut mit Android. Also falls jemand ein Android-Handy hat." Rentner Peter, der seinen kompletten Namen hier nicht lesen will, hält etwas ratlos sein Smartphone nach oben. "Ja, das ist ein Android, da können wir Ihnen helfen", sagt die Schülerin. Peters Gesicht hellt sich auf. Hilfe kann der 82-Jährige nämlich gut gebrauchen.

Das Monheimer Digitalcafé findet einmal im Monat in der Stadtbibliothek statt. Schüler treffen dort auf Senioren und vermitteln ihnen ehrenamtlich Sicherheit im Umgang mit ihrem Handy, Tablet oder Laptop. In der digitalisierten Welt ermöglicht das auch gesellschaftliche Teilhabe. Zum Beispiel wenn es darum geht, ein digitales Ticket für den Bus zu kaufen oder online Termine bei Behörden und Ämtern zu buchen.

Digitalcafé: Ehrenamtlich Probleme lösen und voneinander lernen

Güneş und Peter haben sich inzwischen an einen Tisch gesetzt. Sein altes Tasten-Handy habe er im Urlaub verloren, erzählt der Senior. Von seiner Frau habe er ein ganz neues Smartphone bekommen. Eigentlich wolle er damit nur Telefonieren und Fotos machen. Aber: "Ich kann gar nix damit. 'An' drücken geht. Und dann - Telefon. Und dann - wie weiter?", fragt er und muss lachen.

Schülerin Güneş und Rentner Peter

Schülerin Güneş erklärt Rentner Peter das Adressbuch.

Geduldig geht Güneş mit ihm durch das Adressbuch, zeigt ihm, wie man Personen suchen kann, wie das Hoch- und Runterscrollen funktioniert. Die Gesamtschülerin ist schon länger beim Digitalcafé dabei. "Wir sind die Generation, die sowohl mit als auch ohne Handys aufgewachsen ist", sagt sie. "Ich glaube, dass wir deshalb den älteren Menschen den Umgang mit der Technik am besten zeigen können."

Nils Wadenpohl hat das Projekt in Monheim 2022 ins Leben gerufen. In einer alternden Gesellschaft ist es auch ein Weg, zwischen den Generationen zu vermitteln und nicht das Gefühl aufkommen zu lassen, abgehängt zu sein. "Die älteren Menschen genießen es, mit den Jüngeren zusammen zu sein. Das ist erfrischend. Gleichzeitig können die Jüngeren noch viel von den älteren Menschen lernen", sagt er.

Gründer Nils Wadenpohl über die Anfänge des Digitalcafés

00:41 Min. Verfügbar bis 22.05.2025

Das Lernen voneinander ist auch für Schülerin Yurdagül der Reiz ihres Ehrenamts. Sie sitzt mit der 71-jährigen Dessa auf einem Sofa. Auch Dessa will ihren Nachnamen hier nicht lesen. Sie hat Probleme damit, ihre Kontakte vom alten auf das neue Handy zu übertragen. Yurdagül zeigt ihr Schritt für Schritt, wie das funktioniert. Die Seniorin ist froh über die Hilfe. "Die jungen Leute können das. Für die ist das kein Problem, für uns Alte hingegen schon", sagt sie.

"Bis jetzt jedes Problem gelöst"

Die Geschichten der älteren Menschen faszinieren Yurdagül im Digitalcafé immer wieder. Eine Begegnung ist ihr besonders in Erinnerung geblieben: "Beim ersten oder zweiten Mal hatte ein älterer Herr sein iPad dabei und wir sollten Fotos auf sein neues Gerät laden. Zu jedem Foto hat er uns eine Geschichte erzählt. Er konnte sich alles so gut merken und hat die Emotionen so beschrieben, dass wir dachten, wir wären live dabei gewesen." Heutzutage sei wegen Smartphones und Co. nichts mehr spontan, sondern alles nur noch geplant, sagt Yurdagül. Das finde sie schade.

Seniorin Dessa hat ein spezielles Problem

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"Die Schülerinnen treten als Expertinnen in dem Gebiet auf. Und die älteren Menschen nehmen das sehr dankbar an. In der Regel haben wir bis jetzt jedes Problem gelöst", sagt Initiator Wadenpohl. Auch die von Peter und Dessa gehören jetzt dazu. Sie wissen: Wenn es nochmal irgendwo hakt, können sie jederzeit wiederkommen. Für technische Unterstützung oder einfach nur für ein nettes Gespräch.

Über dieses Thema berichten wir auch im WDR-Fernsehen am 23.05.2023: Lokalzeit aus Düsseldorf, 19.30 Uhr.