Illustrierte Hände, die einen Baum halten, dessen rechte Hälfte blüht und linke vertrocknet ist.

Klimaanpassung

So verändert der Klimawandel unsere Pflanzenwelt

Stand: 06.10.2023, 10:37 Von Caroline Weigel Gamechanger

Von Caroline Weigel

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Hitze, Trockenheit und Starkregen verändern auch die Pflanzenwelt. Viele heimische Sorten werden in Deutschland nicht mehr wachsen. Wie also wird unsere Pflanzenwelt in Zukunft aussehen?

Die klimabedingten Veränderungen von Temperatur- und Niederschlagsmustern stellen uns vor große Herausforderungen. Viele heimische Pflanzen haben es schwer. Andere wiederum profizieren vom veränderten Klima. Könnten in Zukunft also Bananen statt Äpfel bei uns wachsen?

Welche Pflanzen haben es schwer?

Viele Waldgebiete in Deutschland wurden in den vergangenen Jahren durch Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall stark beeinträchtigt. Vor allem Fichten leiden nach langer Trockenphase unter dem Befall von Borkenkäfern. Auch allen anderen Hauptbaumarten geht es momentan nicht besonders gut. Mit Dürre steigt auch die Waldbrandgefahr. 

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Die Jahreszeiten verschieben sich

Auf dem Bild ist ein illustrierter Apfel zu sehen.

Durch höhere Temperaturen blühen unsere Pflanzen zeitiger, nach Daten des Deutschen Wetterdienstes alle zehn Jahre fünf Tage früher. Damit hat ausgerechnet das beliebteste Obst der Deutschen ein Problem: der Apfel. Wenn die Temperaturen nach der Blüte nochmal unter null Grad Celsius sinken, greift der Frost die Blüten an.

Apfelbäume sind außerdem auf Kälte angewiesen, damit ihre Blüten überhaupt austreiben können. Laut Expert:innen reichen diese Kältephase häufig nicht mehr aus. 

Wie das Klima sich verändert

Vor allem durch die Emission von Treibhausgasen wird es immer wärmer: Laut aktuellem Bericht des Ausschuss für Klimaänderungen der UN (IPCC-Bericht) ist die globale Oberflächentemperatur seit der Industrialisierung um etwa 1,1 Grad Celsius gestiegen. Die zunehmende Hitze sorgt auch in Deutschland für mehr extreme Wetterereignisse wie Starkregen, Überschwemmungen, Hitze und Trockenheit.  

Nach längeren Dürreperioden können trockene Böden kein Wasser mehr aufnehmen. Das führt dazu, dass das Grundwasser in einigen Regionen knapp wird. Auch Erosion, die Abtragung fruchtbarer Erde durch Wind und Wasser, kann eine Folge sein. Krankheitserreger und Schädlinge vermehren sich bei höheren Temperaturen schneller und schaden unseren Pflanzen. 

Noch profitieren aber auch einige Pflanzen von hohen Temperaturen. So könnten sich zum Beispiel neue Rebsorten in Deutschland wohlfühlen. Winzer:innen und Landwirt:innen stellt das aber vor die Herausforderung, ihre Produktion umzustellen.

Südfrüchte in Deutschland?

Soja importieren wir aktuell hauptsächlich aus Südamerika. Der Sojaanbau in Deutschland, vor allem in Sachsen-Anhalt, nimmt aber stetig zu. Mit positivem Nebeneffekt: Soja bindet, wie andere Hülsenfrüchte auch, Luftstickstoff und macht ihn so für andere Pflanzen verfügbar. 

Unter anderem in Niedersachsen wachsen sogar Melonen. Häufig werden sie unter einem einfachen Folientunnel angebaut. Darunter ist es wärmer als draußen, die Früchte reifen schneller und müssen nicht gespritzt werden. 

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Mehr Geschmack durch lokalen Anbau?

Als "Local Exotics" bauen inzwischen einige heimische Betriebe zum Beispiel Zitrusfrüchte oder Ingwer an. Bisher in noch sehr geringen Mengen. Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau untersucht seit einigen Jahren den Anbau von Feigen, Kiwibeeren und Pawpaw und sucht nach Sorten, die auch hierzulande im Freiland wachsen können. 

Auf dem Bild ist eine illustrierte Pawpaw-Frucht zu sehen.

Pawpaw stammen aus dem östlichen und mittleren Nordamerika. Ihr Aroma ähnelt einer Mischung aus Banane, Mango und Melone.

Lokaler Anbau hat unter anderem den Vorteil, dass die Früchte durch die kürzeren Transportwege besser ausreifen können und dadurch sogar oft besser schmecken.

Wie können wir die Pflanzen schützen?

Pflanzenschutz bedeutet, vor allem den Boden vor Austrocknung und Erosion zu schützen. Dafür werden unter anderem Zwischenfrüchte eingesetzt, die in der Zeit zwischen der Hauptfrucht auf den Feldern wachsen. So sind die Felder auch im Winter bedeckt. 

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Auch Mulch kann den Boden während der Hauptfrucht vor Sonneneinstrahlung und damit Austrocknung schützen. Gesunde Böden können mehr CO2 aufnehmen und so sogar helfen, die Erderwärmung einzudämmen. 

Baumreihen auf den Feldern können Boden und Pflanzen vor der Sonne schützen und Erosion verhindern, indem sie die Windgeschwindigkeit drosseln. Durch sogenannten Agroforst wird Wasser besser gehalten und bleibt für andere Pflanzen verfügbar. 

Angepasste Pflanzen für das veränderte Klima

Eine gute Nachricht: Pflanzen können sich teilweise an Veränderungen durch den Klimawandel anpassen. Vor allem auf ein verändertes Wasserangebot können sie reagieren. Aber das braucht Zeit. 

Niemand weiß genau, mit welchen Bedingungen unsere Pflanzen in den kommenden Jahren zurechtkommen müssen. Beim Waldbau setzt man daher inzwischen auf das Mischen verschiedener Baumarten, um Risiko zu streuen. Bei der Aufforstung wird darüber hinaus auch angepasstes Saatgut verwendet. Statt Saatgut einer heimischen Buche wählt man beispielsweise das einer Buche aus Südeuropa, wo es schon immer wärmer und trockener ist. 

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Züchtung und Gentechnik für robustere Sorten

Alte und neue widerstandsfähige Sorten sollen dem Klimawandel zumindest teilweise trotzen. Im Moselgebiet zum Beispiel wächst inzwischen wieder vermehrt der Rote Riesling. Die Rebe ist durch die dunklen Pigmente in den Trauben robuster gegen starke Sonneneinstrahlung.  

Durch Kreuzung verschiedener Reben sind im Weinbau Pilzwiderstandsfähige Sorten, sogenannte Piwi-Rebsorten, entstanden. Zu den Züchtungszielen neuer Piwi-Sorten gehört neben der Pflanzengesundheit auch eine spätere Blütezeit als Anpassung an den Klimawandel. 

Dieser Prozess der Züchtung ist allerdings sehr aufwändig und langwierig. Schneller und gezielter ginge das mit dem Eingreifen ins Erbgut einer Pflanze über Gentechnik. 

Und einen Lichtblick für unseren Apfel gibt es auch: In Neuseeland wird seit dem Frühjahr 2021 bereits eine neu gezüchtete Apfelsorte angebaut, die dem Klimawandel trotzen soll. "HOT84A1" ist ein rotschaliger, knackiger Apfel, dessen Aroma auch bei hohen Temperaturen saftig-süß sein soll. 

Mehr zum Thema

Sojaanbau in Deutschland (literatur.thuenen.de)

IPCC Report (ipcc.ch)

Südfrüchte in Deutschland (landwirtschaft.de)

Ökosysteme in Deutschland (undekade-restoration.de)

Pflanzen können sich an den Klimawandel anpassen (authorea.com)

Ergebnisse der Waldzustandserhebung 2022 (bmel.de)

Pilzresistente Rebsorten (landwirtschaft.de)

Frühere Blüte (dwd.de)

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