Man kann zu ein- und derselben Sache durchaus zwei Meinungen haben. So stellte Udo Jürgens bereits 1967 in einem Lied Folgendes fest: "Immer wieder geht die Sonne auf". Paradise Lost können dieser positiven Grundeinstellung eher wenig abgewinnen. Möglicherweise qua Berufung, ganz sicher aber aus beruflichen Gründen. Denn Paradise Lost, benannt nach einem Gedicht des englischen Dichters John Milton, in dem dieser Sympathien für den Teufel äußert, spielen Gothic Metal und Death Metal. Sie garnieren ihren Sound mit Doom-Einflüssen und gehen ihrer Arbeit eher unter der Prämisse nach: Immer wieder geht die Sonne unter.
Gegründet Ende der 1980er-Jahre im englischen Halifax, definiert sich der Klangkosmos von Paradise Lost durch schleppende Gitarrenriffs. Und natürlich durch den eindringlichen Gesang von Nick Holmes, der mit seiner Stimme auch gutturalen Gesang drauf hat und bei Bedarf mit Death Growls aufwarten kann. Von Zwangsoptimismus sind Songtitel wie "Beneath Broken Earth", "As I Die" und "No Hope In Sight" nicht geprägt; Paradise Lost fühlen sich als Fürsten der Finsternis pudelwohl. Berührungsängste haben sie dabei keine.
2015 veröffentlichte die Band mit "Symphony For The Lost" ein Live-Album, bei dem sie vom Orchester der Staatsoper aus dem bulgarischen Plovdiv unterstützt wurde. Und bereits 2002 coverten Paradise Lost auf dem Album "Symbol Of Life" den Synthiepop-Song "Small Town Boy" von Bronski Beat. "Ich selbst höre einfach alles, von Thrash über Pop bis hin zu Klassik", sagte Sänger Nick Holmes in einem Interview. "Wenn ein Song gut ist und man ihn liebt, sollte man dazu stehen." 2020 erschien das 16. Studioalbum "Obsidian" und erreichte unter anderem Platz 2 der deutschen Albumcharts.