Warum macht unserem Körper die Hitze zu schaffen?
Bei Hitze steigt die durchschnittliche Körper-Kerntemperatur von etwa 37 Grad weiter an. "Diese Temperatur will der Körper aber unbedingt halten, weil alle Abläufe darauf ausgerichtet sind", sagt Dr. Thomas Wietschorke, Allgemeinmediziner aus Düsseldorf. Ab etwa 30 Grad Außentemperatur beginnt bereits die Regulierung der Wärme über die Haut: Der Schweiß verdunstet auf der Oberfläche und hilft so, die Körpertemperatur stabil zu halten. Mit dem Schweiß geht allerdings auch das Natriumsalz verloren. Die Körperzellen und Nerven trocknen regelrecht aus, man wird müde und matt, unaufmerksam, die Reaktionsfähigkeit lässt nach und das Sichtfeld verengt sich. "Im Extremfall kann es bei Dehydrierung zu regelrechten Verwirrtheitszuständen kommen", sagt der Arzt. Aber auch das Herzkreislaufsystem ist gefährdet durch ein Versacken des Blutes mit Blutdruckabfall und durch Eindicken des Blutes mit Thrombose und Embolie. Was hilft? Auf jeden Fall sollte man mehr trinken, rät Wietschorke. Statt eineinhalb Litern dürfen es bei Hitze zwei bis drei Liter sein. "Allerdings gibt es auch Erkrankungen, wie etwa Herzschwäche, bei denen es eher belastend ist, sehr viel zu trinken", schränkt er diesen Tipp ein. Da sollte als Faustformel bei zwei Litern am Tag Schluss sein.
Tipps gegen die Hitze
Woran merkt man, dass es ernst wird?
Kopfschmerzen, Schwindel, Kreislaufprobleme durch den niedrigen Blutdruck oder allgemeines Unwohlsein sind erste Warnsignale. Häufig ist Flüssigkeitsmangel die Ursache. "Besonders gefährlich ist das in Verbindung mit direkter Hitzeeinwirkung", sagt Dr. Carsten Schneider, Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin und Kardiologie am Westklinikum Hamburg. "Aber auch eine Bewusstseinstrübung kann eine ernstzunehmende Folge der Hitze sein." Bei längerem Aufenthalt in der Sonne droht ein Sonnenstich. Dabei entzündet sich die Hirnhaut und das Hirngewebe schwillt an, Betroffene klagen meist über starke Kopf- und Nackenschmerzen. Aber auch Übelkeit, Schwindel und Erbrechen treten auf.
Woran liegt es, dass manche Menschen die Hitze besser vertragen als andere?
"Es gibt durchaus einen positiven Gewöhnungseffekt bei länger andauernder Hitze", sagt der Düsseldorfer Mediziner Thomas Wietschorke. "Zum Beispiel lernt der Körper, weniger der wichtigen Elektrolyte über den Schweiß zu verlieren." Besonders hitzegefährdet sind Menschen, deren Kreislauf ohnehin nicht sehr stabil ist, wie chronisch Kranke, Übergewichtige und Ältere. Babys und Kleinkinder können zudem noch nicht ausreichend schwitzen und sollten daher besonders geschützt werden. Bei älteren Menschen ist die Regulierung der Körpertemperatur generell verlangsamt. Zusätzlich lässt ihr Durstgefühl nach und sie trocknen innerlich aus. Dass sich Frauen bei Hitze eher matt fühlen als Männer hat auch damit zu tun, dass sie weniger schwitzen und dadurch die Abkühlung nicht so effektiv ist.
Welche Rolle spielen klimatisierten Räume?
Ist die Klimaanlage zu kalt eingestellt, kann es passieren, dass man nach der ersten Erfrischung auskühlt. "Der trockene Luftzug lässt zudem die Schleimhäute austrocknen", erklärt der Allgemeinmediziner Wietschorke. Und das zusammen begünstigt dann eine Sommererkältung. Der Körper wird dann schlicht anfälliger für Erkältungsviren. Die Raumtemperatur sollte generell nicht unter 20 Grad liegen. "Außerdem gilt, dass es drinnen am besten nicht mehr als sechs Grad kühler als draußen sein sollte", sagt der Arzt. Ständige und extreme Temperaturschwankungen sind schädlich für den Körper.
Bier und Cocktail zur Abkühlung - aber was macht der Alkohol mit meinem Körper?
Alkoholische Getränke sind als Durstlöscher ungeeignet, darauf weist die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hin. Und auch der Düsseldorfer Arzt Thomas Wietschorke betont: "Alkohol verstärkt die negativen Folgen der Hitze." Weil die Ausscheidung von Flüssigkeit begünstigt wird, laugt der Körper noch mehr aus, was zu Hitzschlag oder Kreislaufkollaps führen kann. Bei Hitze wirkt Alkohol außerdem schneller und intensiver, zum Beispiel, weil der Blutdruck durch die weit gestellten Gefäße sinkt. Die Promille ausschwitzen zu können, ist übrigens Unsinn: Nur zwei bis fünf Prozent des Alkohols werden über Atem, Schweiß und Urin ausgeschieden. Die Hauptlast beim Alkoholabbau übernimmt die Leber. Sie kann aber nur 0,1 bis 0,15 Promille pro Stunde abbauen.