Auf der Suche nach Ermittlungspannen bei der Anschlagserie des NSU ist der Untersuchungsausschuss des Landtags erneut fündig geworden. Wie durch Recherchen der Abgeordneten Birgit Rydlewski (Piraten) bekannt wurde, hat die Polizei in Köln nicht alle Anwohner nach dem Nagelbombenanschlag in der Keupstraße befragt. Einer der fehlenden Zeugen: Ein NPD-Mitglied. Der ehemalige Leiter der Ermittlungen, Markus Weber, räumte in seiner Aussage am Mittwoch vor dem Ausschuss ein, dass ihnen der Mann "durchgegangen" sein könnte. Man habe nicht alle Anwohner unmittelbar nach der Tat angetroffen und später darauf gesetzt, dass sich Zeugen von sich aus melden.
NPD-Mitglied wohnte in Tatortnähe
Brisant ist zudem, dass der mutmaßliche Täter und NSU-Mitglied Uwe Böhnhardt kurz vor der Tat in der Einfahrt des Hauses gesehen worden sein soll, in dem das NPD-Mitglied wohnte. Es sei "hochproblematisch", dass ausgerechnet ein Neonazi, der im Jahr drauf als NPD-Mitglied für den Bundestag kandidiert habe, nicht als Zeuge vernommen worden sei, sagte Ausschusssprecher der FDP, Joachim Stamp.
Bei der Frage nach den Ermittlungen der Polizei ist der Ausschuss aktuell noch weitgehend auf die Aussagen der geladenen Zeugen angewiesen. Denn noch immer liegen nicht alle Akten aus der Generalbundesanwaltschaft in Düsseldorf vor. "Darüber sind alle Ausschussmitglieder ärgerlich", sagte der Ausschussvorsitzende Sven Wolf (SPD).