1946-1947

Max Burghardt

"Der Rundfunk wird nur so schöpferisch sein wie die Menschen es sind [...]. Wir werden uns in diesen Zeitläufen wohl keine philosophischen Systeme mehr aufbauen, aber vielleicht wird das Merkmal unserer Zeit sein, dass wir die großen Gedanken der Vergangenheit endlich einmal realisieren", schrieb Max Burghardt über seine aufklärerisch-humanistische Aufgabe und präzisierte sie mit Worten, die vor allem im katholischen Milieu unmittelbar für Anstoß sorgten: "Unser Lebensprinzip wird dann die Verwirklichung der Ideen Goethes, Herders, Kants, Hegels und Marx' sein. Unsere Aufgabe wird die Schaffung eines neuen Menschentyps sein, der verfeinerter, subtiler, klarer und tiefer sein möge als jener der Vergangenheit. Ein Mensch, der lebt, was er denke, und danach strebt, gegensätzliches zur Einheit zu führen."

Für Burghardt, der seit 1930 der KPD angehörte, bedeutete das Ende der nationalsozialistischen Herrschaft, sich mit voller Kraft für einen radikalen Neuanfang in Deutschland einzusetzen. In den zehn Monaten seiner Amtszeit als Intendant gelang es ihm, die Nebenstelle Köln entscheidend zu profilieren. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs. Die bisher nur im Ansatz herausgebildeten Zuständigkeitsbereiche wurden einer Prüfung unterzogen und jetzt als Abteilungen für die Programmarbeit optimiert.

Die Profilierung des Programmangebots aus Köln konnte jedoch die wachsenden Spannungen nur zeitweise überdecken, die sich im Gefüge dieses Hauses immer deutlicher abzeichneten. Burghardt, insgesamt mehr den kulturellen Belangen zugewandt, überließ dem kommunistischen Genossen Karl-Eduard Schnitzler das gesamte politische Terrain. Die Angriffe auf Schnitzler und Burghardt seitens der CDU und Konrad Adenauer waren 1947 nicht mehr zu ignorieren, sodass Burghardt sein Amt niederlegen musste.

Nach seiner Zeit beim NWDR begann Burghardts Karriere als Kulturfunktionär in der DDR. Sie führte ihn von der Leitung des Referats Musik, Theater und Volkskunst in der Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung in Berlin, über die Generalintendanz der Städtischen Bühnen Anfang der 50er Jahre in Leipzig bis zur Intendanz der Deutschen Staatsoper in Berlin. Als eine der segenreichsten Arbeiten erlebte er seine Zeit als Präsident des Kulturbundes der DDR von 1958 bis 1977. Seit 1954 Kandidat, war Burghardt von 1959 an Vollmitglied des ZK der SED. Er starb im Alter von 83 Jahren im Januar 1977 in Berlin.

Text (in gekürzter Fassung): Hans-Ulrich Wagner
Quelle: Am Puls der Zeit. 50 Jahre WDR, Band 1. Die Vorläufer 1924-1955, Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2006.