Heinrich Glasmeier wurde am 5. März 1892 in Dorsten als ältestes von zehn Kindern in eine streng katholische Familie aus einfachen Verhältnissen geboren. Sein rascher Aufstieg ist vermutlich seinem Patenonkel zu verdanken, dem Pfarrer an St. Ägidius in Münster, der entsprechende Geldmittel für die Karriere seines Neffen beisteuerte und die entsprechenden Register zog.
So besuchte Glasmeier zunächst das Gymnasium in Dorsten und studierte dann Geschichte und Philologie in Münster. 1913 begann seine Karriere als westfälischer Adelsarchivar und seine Verbundenheit zum Adel sollte auch seine Truppenwahl bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges bestimmen. Als Kriegsfreiwilliger trat Glasmeier im August 1914 in das Paderborner Reserve-Husarenregiment Nr. 8 ein und stand, hochdekoriert mit dem Eisernen Kreuz I und II, bis zum Kriegsende an der Westfront. Anfang 1919 nahm er seine Studien in München wieder auf, die er im November mit der Promotion über das "Geschlecht der Merveldt in Merfeld" abschloss. Als Akademiker und Leutnant der Reserve war er damit gesellschaftlich arriviert.
Glasmeier, der ab 1923 auf der Wasserburg Velen bei Borken residierte, fand keinen Zugang zur Republik. Vielmehr identifizierte er sich mit den Leitbildern der kaiserzeitlichen Elite, insbesondere Monarchismus, Nationalismus, Antisozialismus und Militarismus. 1920 beteiligte er sich an der Niederwerfung des Ruhraufstandes, legte Waffenverstecke an und engagierte sich im Folgenden in der Schwarzen Reichswehr und in rechtsgerichteten Zirkeln.
Am 1. Februar 1932 trat Glasmeier in de NSDAP ein. Zum 1. Mai wurde er Gaukulturwart in Westfalen-Nord, 1. November Gaugeschäftsführer. Zwar hatte er für die WERAG einen Vortrag über westfälische Wasserburgen gehalten und war Anfang Februar 1933 in den (dann nicht mehr tagenden) Programmbeirat der WERAG berufen worden. Dass Glasmeier jedoch im April 1933 zum Kölner Intendanten aufstieg, verdankte er vermutlich dem Kontakt mit Hitler anlässlich des Lippischen Wahlkampfes im Januar 1933.
Am 24. April 1933 wurde Glasmeier von Goebbels in Köln in sein Amt eingeführt.
Bis zuletzt blieb Glasmeier das neue Medium fremd und er konnte dem Radio nicht mehr als einen quantitativen Aspekt abgewinnen, der sich in seinen Augen immerhin zur Propagierung der geliebten Archivbelange nutzen ließ. Letztendlich entwickelte sich seine kaiserzeitlich-bildungsbürgerliche Idee von Kultur nie weiter. Sein Verhältnis zum Rundfunk blieb janusköpfig: Er wollte das modernste Medium der Zeit nutzen um rückwärtsgewandte Gesellschafts- und Kulturideale zu propagieren.
Vermutlich wiederum mit Protektion Hitlers erfolgte die Beförderung zum Reichsintendanten des deutschen Rundfunks und Generaldirektor der RGG am 19. März 1937.
Als sich ab September 1939 eine sukzessive Demontage der Befugnisse der RRG zugunsten einer Machtkonzentration innerhalb des Propagandaministeriums abzuzeichnen begann, entwickelte Glasmeier Überlegungen zum Ausbau des bei Linz an der Donau gelegenen Barockstiftes St. Florian zu einem "Reichs-Bruckner-Stift". Diese Überlegungen erfreuten sich dem höchsten Wohlwollen Hitlers, der den Ausbau seiner Vaterstadt zu einer europäischen Kulturhauptstadt plante.
Der de facto entmachtete Reichsintendant gab sich nun fernab von Berlin immer realitätsferneren Ideen hin. Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner in St. Florian brach er am 4. Mai 1945 in Richtung Front auf. Obwohl er bis heute verschollen ist, scheint es plausibel, dass er gemäß seinem militärischen Ehrenkodex dort den Tod suchte und auch fand. Heinrich Glasmeier wurde im Mai 1950 für tot erklärt.
Text (in gekürzter Fassung): Birgit Bernard
Quelle: Am Puls der Zeit. 50 Jahre WDR, Band 1. Die Vorläufer 1924-1955, Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2006.