Stichtag

6. Juni 1944 - Die Alliierten landen in der Normandie

Der Erfolg der größten Landungsaktion des Zweiten Weltkriegs ist keineswegs sicher. Für den Fall, dass die Invasion in der Normandie scheitert, hat der alliierte Oberkommandierende, General Dwight D. Eisenhower, eine Pressemitteilung verfasst, in der er die Verantwortung übernimmt. Der Druck ist enorm: Seit 1941 drängt der sowjetische Machthaber Josef Stalin seine westlichen Verbündeten, im Kampf gegen Nazi-Deutschland eine zweite Front zu eröffnen, um die Rote Armee im Osten zu entlasten.

Vor allem der britische Premier Winston Churchill zögert: Im Ersten Weltkrieg war er als Lord der Admiralität für das Scheitern einer Invasion im türkischen Gallipoli verantwortlich, er fürchtet eine Wiederholung des Desasters. Erst bei der Konferenz der "Großen Drei" in Teheran 1943 lässt sich Churchill von US-Präsident Franklin D. Roosevelt und Stalin auf das Frühjahr 1944 festlegen. Die Vorbereitungen sind derweil in vollem Gang: Ganz England ist zum Aufmarschgebiet geworden - nicht nur für Briten, sondern auch für Franzosen, Kanadier, Polen und vor allem Amerikaner. "Es kursierte der Witz, dass die Sperrballone gegen die deutsche Luftwaffe über London und anderen Städten das Einzige war, was die Insel noch über Wasser hielt, so schwer war sie durch all die alliierten Truppen", sagt Terry Charman, Historiker am Londoner Imperial War Museum.

Terminverschiebung wegen Unwetter

Mehr als 6.000 Schiffe versammeln sich vor der Küste der Normandie, unterstützt von 11.000 Flugzeugen. An der ersten Angriffswelle sollen 170.000 Soldaten teilnehmen. Doch dann wird das Wetter schlecht. Der sogenannte D-Day - eine Abkürzung für "Decision Day" ("Tag der Entscheidung") oder "Debarcation Day" ("Tag der Landung") - verschiebt sich um 24 Stunden: Die Operation "Overlord" beginnt erst, als sich der Sturm über dem Ärmelkanal gelegt hat - am 6. Juni 1944. Die Deutsche Wehrmacht hat sich vorbereitet und an der Küste der Normandie eine schwer bewaffnete Verteidigungslinie errichtet, Teil des 2.500 Kilometer langen Atlantikwalls. Dazu gehören Bunkeranlagen mit schweren Geschützen und Strände, die mit Panzersperren, Drahtverhauen und Minen bestückt sind.

Die Deutschen erwarten den Angriff in der Gegend von Calais, wo der Ärmelkanal am schmalsten ist. Ziel der alliierten Landungsboote ist aber der Küstenabschnitt zwischen Cherbourg und Caen. Die Deutschen werden völlig überrascht. Zudem befindet sich der Oberbefehlshaber im Westen, Generalfeldmarschall Erwin Rommel, auf Heimat-Urlaub, weil der deutsche Wetterdienst eine Invasion für unmöglich hielt. Auch die erbitterte deutsche Gegenwehr kann nicht verhindern, dass die Landung gelingt. Am Ende des "längsten Tages" sind 10.000 alliierte und 6.000 deutsche Soldaten tot.

Hitler verkalkuliert sich

Für die deutsche Seite ist es verhängnisvoll, dass in Reserve gehaltene Panzerdivisionen zu spät eingesetzt werden. Adolf Hitler hatte sich den Einsatzbefehl persönlich vorbehalten und zögert nun zu lange, da er noch mit einer zweiten Angriffswelle bei Calais rechnet. Nach wochenlangen Gefechten kämpfen sich die alliierten Truppen Mitte Juli 1944 bei Saint-Lô den Weg in das französische Hinterland frei. Mit ihrem Vormarsch auf Paris beginnen sie am 2. August und befreien die Stadt gut drei Wochen später. Am 11. September erreichen sie zwischen Aachen und Trier die Grenze des Deutschen Reiches. Kaum acht Monate später ist der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende.

Allein bei den Kämpfen in der Normandie sterben insgesamt rund 57.000 alliierte Soldaten, mehr als 150.000 werden verletzt. Auf deutscher Seite sind es etwa 60.000 Gefallene und 140.000 Verwundete. 210.000 deutsche Soldaten kommen in Gefangenschaft. Annähernd 20.000 Zivilisten werden getötet.

Stand: 06.06.2014

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