Stichtag

31. Juli 1993 – Baudouin I. stirbt

König Leopold III. von Belgien war der Vater Baudouins. Er hatte das Land in eine schwere Krise gestürzt, vor allem durch sein Verhalten während des Zweiten Weltkriegs. Denn nach der Besetzung des Landes durch deutsche Truppen war er im Land geblieben - erst nach der Landung der Alliierten 1944 war er samt Familie Richtung Österreich emigriert. Ein Jahr später beschloss die belgische Regierung, ohne den "Nazi-Kollaborateur" in der Fremde weiterzumachen. Gleichzeitig aber entschieden sich 60 Prozent aller Belgier in einer Volksabstimmung für die Monarchie. Leopold dankt ab, sein Sohn Baudouin übernimmt die Amtsgeschäfte. Nur wenige Wochen vor seinem 21. Geburtstag legt er als Baudouin I. den Amtseid auf die Verfassung ab.

In die Freiheit entlassen

Geboren wird Baudouin 1930 auf Schloss Stuyvenberg im belgischen Laken. Seine Amtseinführung 1951 wird noch vom republikanischen Zwischenruf eines Kommunisten unterbrochen, danach steigt seine Beliebtheitskurve stetig an. Das liegt vor allem wohl daran, dass Baudouin sich bemüht, ein König aller Belgier zu sein: ein Umstand, der ihm dadurch erleichtert wird, dass er die drei Amtssprachen Niederländisch, Französisch und Deutsch fließend beherrscht.

Ständig reist Baudouin als Botschafter der Einheit durchs Land. Seine Popularität wird noch durch seine Hochzeit mit der Spanierin Doña Fabiola Fernanda María de las Victorias Antonia Adelaida de Mora y Aragón 1960 unterstützt, die ihm fortan zur Seite steht.

Außenpolitisch tut sich Baudouin I. dadurch hervor, dass er Belgiens einzige Kolonie Kongo 1960 in die Freiheit entlässt – zu früh, wie nicht zuletzt die USA befinden, die den ersten frei gewählten Premierminister des Landes, Patrice Lumumba, mit Wissen von Baudouin 1961 grausam ermorden lassen.

Regierungsunfähig für einen Tag

In den 70er Jahren trägt König Baudouin den Umbau Belgiens zu einem Bundesstaat mit eigenen Parlamenten für das flämische Gebiet, die frankophone Wallonie und die Region Brüssel maßgeblich mit. 1990 dann kommt es zur Staatskrise, als er sich aus Gewissensgründen weigert, ein liberales Abtreibungsgesetz zu unterschreiben. Ein Trick verhindert Schlimmeres: Das Parlament erklärt den Monarchen für regierungsunfähig und setzt das Urteil einen Tag später wieder außer Kraft. In der Zwischenzeit darf die Regierung das umstrittene Gesetz ohne königlichen Segen verabschieden.

Am 31. Juli 1993 stirbt Baudouin I. völlig überraschend an Herzversagen. Hunderttausende Belgier pilgern daraufhin nach Brüssel, um Abschied zu nehmen, darunter viele HIV-Infizierte und Zwangsprostituierte. Für sie hatte sich Baudouin mit Stiftungen stark gemacht.

Stand: 31.07.2013

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