Eigentlich steht ihm als Lead-Gitarrist eine Führungsrolle zu. Doch George Harrison, der jüngste der Beatles, bleibt in der Band im Hintergrund. Er schreibt zwar Hits wie "Something" und "Here comes the Sun", doch die meisten seiner Kompositionen werden nicht ins Repertoire aufgenommen. Den Sound der "Fab Four" bestimmt das Duo John Lennon und Paul McCartney. "Er ist der mit dem ausdruckslosen Gesicht zwischen John und Paul", heißt es 1964 über Harrison auf eine LP-Hülle der Beatles. Ironisch wird ihm attestiert, er sei "vermutlich der beste Musiker, da er einige Stunden Musikunterricht genommen hat, was ihn zum einzigen Mitglied der Gruppe mit Musikausbildung macht."
Geboren wird George Harrison am 25. Februar 1943 in Liverpool. Er wächst in einfachen Verhältnissen auf. Seine Mutter arbeitet als Verkäuferin, sein Vater ist Busfahrer. Als jüngstes von vier Kindern lässt er sich nichts gefallen und gilt als selbstbewusst. Bereits mit 14 Jahren spielt er gut Gitarre - findet Paul McCartney, der George aus der Schule kennt und ihn John Lennon für die gemeinsame Band "The Quarrymen" vorschlägt. "Er war jemand, der nicht wie sein großer Freund Eric Clapton solistisch brillieren wollte, sondern er war jemand, der seine Gitarrensoli sehr sparsam, sehr sorgfältig konstruierte", sagt Kulturjournalist Peter Kemper über Harrison.
Sinnsuche mit Drogen und Hinduismus
1960 entstehen aus "The Quarrymen" die Beatles, die fast jede Nacht in Hamburg spielen - vor allem im Starclub an der Reeperbahn. Harrison ist gerade 17 Jahre alt und genießt die Zeit inmitten von Matrosen, Gangstern und Transvestiten: "Wir waren mitten in der verruchtesten Stadt der Welt." Die Band erlebt ihren Durchbruch. Es herrscht Beatlesmania: Konzert an Konzert, Album an Album. Doch der Erfolg ist nicht alles. Harrison habe "vielleicht ein bisschen früher als die anderen" die Grenzen einer Starexistenz durchschaut, sagt Journalist Kemper. Für Harrison fehlt etwas: "Als wir Geld hatten, merkten wir, dass Geld nicht die Antwort ist." Er macht sich mit Anfang 20 auf die Suche, zunächst mit Hilfe von Drogen wie Marihuana und LSD. Aber schon 1967 zweifelt Harrison an der vermeintlichen Bewusstseinserweiterung: "Es war wie jede andere Sucht."
Auch in Indien sucht Harrison den Sinn des Lebens. Dort lernt er den Sitar-Virtuosen Ravi Shankar kennen und lernt von ihm, mit dem Instrument zu spielen. Harrison meditiert und wird Hare-Krishna-Anhänger. Der Hinduismus, sagt er, mache ihn glücklicher und freier.
Solo-Karriere und Ideen-Werkstatt
Nach der Trennung der Beatles 1970 bringt Harrison mit "All things must past" als erster der "Fab Four" ein Soloalbum heraus. Die Single "My sweet Lord" wird ein Welthit - ein paar Jahre später allerdings per Gerichtsurteil zum Plagiat erklärt. 1971 organisiert Harrison ein Benefizkonzert für Bangladesch, wo ein Wirbelsturm gewütet hat. 40.000 Zuschauer sehen die beiden Veranstaltungen, bei denen unter anderem Bob Dylan und Eric Clapton auftreten. Das Album dazu verkauft sich millionenfach. Später macht Harrison sein schlossähnliches Anwesen "Friar Park" westlich von London zu einer kreativen Werkstatt. Freunde leben dort, Musik wird aufgenommen, Ideen entwickelt. Als der Monty-Python-Film "Das Leben des Brian" zu scheitern droht, springt Harrison mit vier Millionen Dollar ein.
Ende der 1980er Jahre gründet Harrison zusammen mit Bob Dylan und Roy Orbison die Band "Traveling Wilburys" und erlebt ein Comeback. Anfragen zu einer Wiedervereinigung der Beatles hat er hingegen stets abgelehnt: "Ich könnte jederzeit wieder in einer Band mit John spielen, aber nie wieder mit Paul McCartney." 1997 beginnt eine schwere Zeit für Harrison: Er erkrankt zum ersten Mal an Krebs. Dann wird er in seinem Haus von einem geistig Verwirrten mit Messerstichen schwer verletzt. Schließlich kehrt der Krebs zurück. Harrison stirbt am 29. November 2001 in Los Angeles.
Stand: 25.02.2013
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