Obwohl 85 Prozent der Menschen aus dem Großraum London mit Bus und Bahn ins Zentrum der britischen Hauptstadt fahren: Die Dauerstaus haben dazu geführt, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit im Straßenverkehr um die Jahrtausendwende auf 15 Kilometer pro Stunde gesunken ist. Deswegen kündigt der damalige Bürgermeister Ken Livingston eine Nutzungsgebühr an: Wer werktags zwischen sieben und 18.30 Uhr mit seinem Privatwagen zum Buckingham Palace oder über die Westminister Bridge fahren will, muss Eintritt zahlen. Am 17. Februar 2003 wird eine City-Maut in Höhe von fünf Pfund pro Tag eingeführt - rund 7,50 Euro. Mittlerweile kostet die Congestion-Charge, die Staugebühr, zehn Pfund täglich.
Gewinne stärken Nahverkehr
Hunderte Videokameras sind an den Zufahrtsstraßen zur rund 21 Quadratkilometer großen "Congestion-Zone" installiert. Sie erfassen automatisch die Kennzeichen der über 100.000 Fahrzeuge täglich. Ihre Besitzer können per Telefon, SMS, Online, Schecks und an Kiosken bezahlen. Wer nicht zahlt, erhält eine Buße in Höhe von 80 Pfund. Bei drei offenen Rechnungen holt der Abschleppwagen das Auto ab.
Seit der Einführung der Abgabe ist der Pkw-Verkehr um fast die Hälfte zurückgegangen, rechnet der städtische Verkehrsbetrieb "Transport for London" vor. "Die City-Maut bringt gute Gewinne, und die müssen alle in den Öffentlichen Nahverkehr fließen", sagt Paul Cowperthwaite, bei "Transport for London" zuständig für den Betrieb des Maut-Systems. "Wir haben bisher über eine Milliarde Pfund erwirtschaftet." Das Geld sei gänzlich in das Bus- und U-Bahnnetz sowie in Radwege gesteckt worden.
Nicht alle bezahlen
Von der Maut befreit sind die Cabbies, wie die Taxifahrer in London heißen, wie auch Busse, Krankenwagen und schadstoffarme Autos. Alle anderen müssen zahlen. Nur wenige weigern sich, ihren Beitrag zu leisten. Dazu gehört die Deutsche Botschaft, deren Sitz mitten in der "Congestion-Zone". liegt. 3,7 Millionen Pfund Ausstände haben sich inzwischen angehäuft. Auch die Vertretungen der USA und von Japan verschanzen sich hinter ihrer diplomatischen Immunität. Die deutschen Touristen hingegen zahlen zuverlässig die City-Maut, sagt Cowperthwaite: "Es ist traurig, dass die Deutsche Botschaft nicht die gleiche Haltung einnehmen möchte wie ihre Bürger."
Stand: 17.02.2013
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