Stichtage

11. November 1967 – Satzung der Bundesvereinigung gegen Fluglärm

Krach macht krank. Davon ist Kurt Oeser überzeugt. Trotzdem ist der Pfarrer im hessischen Mörfelden nicht grundsätzlich gegen den Frankfurter Flughafen. Immerhin hat der Luftverkehr seiner Gemeinde wie der ganzen Rhein-Main-Region zu einigem Wohlstand verholfen. Aber die "Startbahn West", glaubt er, schadet der Bevölkerung. Und er ist ein allzu krasser Einschnitt in die Natur.

"Ich habe nichts gegen den Flughafen", sagt Oeser dem entsprechend. "Aber ich habe etwas gegen diesen Kahlschlag, gegen diese einmalige Zerstörung eines wichtigen Lebensraums."

Krach machen, Lärm verhindern

Für Oeser beginnt der Ärger 1962, als die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens beschließt, eine rund vier Kilometer lange Startbahnschneise in den Wald zu schlagen, um dem stetig gestiegen Flugverkehr Herr zu werden. Zwei Jahre später schreibt der Pfarrer seinen ersten Protestbrief an den damaligen Ministerpräsidenten des Landes, Georg August Zinn (SPD). Auch Unterschriftenaktionen gehen auf sein Konto.

Aber weder Politik noch Wirtschaft lassen sich erweichen. Da gründet Oeser 1965 eine Bürgerinitiative. Aus ihr geht später die Bundesvereinigung gegen Fluglärm e.V. (BVF) hervor. Am 11. November 1967 wird deren Satzung verabschiedet. 

1971 trägt die BVF maßgeblich dazu bei, dass das Fluglärmschutzgesetz verabschiedte wird. In ihm ist unter anderem auch verankert, dass die Bundesvereinigung gegen Fluglärm Vertreter in etwaige Fluglärmschutz-Kommissionen entsenden darf. Auch an den Ausschüssen für die Erarbeitung von DIN-Normen in Sachen Lärmschutz wird sie beteiligt.

Mutter aller Lärmschutzinitiativen

Auch die BVF kann die "Startbahn West", die nach massiven Demonstrationen und polizeilichen Räumungsaktionen des berühmten "Hüttendorfs" im Wald bei Mörfelden 1981 schließlich gebaut wird, nicht verhindern. Aber sie markiert den Beginn einer bürgerlichen Protestwelle, die in zahlreichen Bürgerinitiativen gegen Flughafenbau und Flughafenausbau im ganzen Bundesgebiet mündet.

Heute existieren fast einhundert Bürgerinitiativen, die im Bundesvereinigung gegen Fluglärm zusammengeschlossen sind und gegen seelische sowie ökologische Umweltverschmutzung durch Verkehrs- und Militärflughäfen kämpfen. Hinzu kommen noch 40 Städte und Gemeinden, die direkt von Fluglärm betroffen sind. 

Oft sind sie bei ihrer Arbeit erfolgreich. Im Sommer 2012 etwa gelang es den Bürgern von München, mit einem Bürgerentscheid das Projekt einer zusätzlichen driten Start- und Landebahn zu stoppen.

Stand: 11.11.2012

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