"Egal ob die Katze schwarz oder weiß ist, Hauptsache, sie fängt Mäuse", sagt Deng Xiaoping. Der Politiker ist ein chinesischer Kommunist der ersten Stunde, wandelt sich dann allmählich zum marktorientierten Reformer und öffnet China zu Westen hin. "Deng liebte Begriffe, die ihm einen gewissen Spielraum ließen", sagt Harvard-Professor und Deng-Xiaoping-Biograf Ezra F. Vogel. "So nannte er sein Wirtschaftsmodell 'Sozialismus chinesischer Prägung'." Damit sei er der Frage ausgewichen, ob es sich bei seinem Ansatz um Kapitalismus oder Sozialismus hendelte.
Kampfgefährte und Anhänger Maos
Deng Xiaoping wird am 22. August 1904 in der südchinesischen Provinz Sichuan als Sohn eines Grundbesitzers geboren. Xiaoping ist elf Jahre alt, als der letzte Kaiser stürzt. 1920 geht er als Werkstudent nach Frankreich, wo er als Hilfsarbeiter in Fabriken schuften muss. Deng schließt sich dort einem Ableger der kommunistischen Partei Chinas an und lernt den sechs Jahre älteren Zhou Enlai kennen, den späteren chinesischen Ministerpräsidenten. Nach seiner Rückkehr wird Deng im chinesischen Bürgerkrieg zum Anhänger Maos: Beide kämpfen während des sogenannten Langen Marsches Mitte der 1930er Jahre Seite an Seite.
Als am 1. Oktober 1949 die Volksrepublik China ausgerufen wird, beginnt Dengs Aufstieg an die Parteispitze. 1956 wird er KP-Generalsekretär. Doch seine Parteikarriere wird zwei Mal jäh unterbrochen. Zum ersten Mal verliert Deng seine politischen Ämter, als ihn Mao zu Beginn der "Kulturrevolution" 1966 wegen seiner reformerischen Ideen in die Verbannung schickt. 1973 holt ihn Mao zurück. Der "Große Vorsitzende" braucht Deng, um Ordnung in das Chaos der "Kulturrevolution" zu bringen. Deng steigt erneut in der kommunistischen Partei auf. Er wird Vize-Premier und von Mao zu seinem Nachfolger bestimmt. Bis es soweit ist, soll Deng Premierminister Zhou Enlai kontrollieren. Als Zhou Enlai an Krebs erkrankt, übernimmt Deng dessen Aufgaben. Im Sommer 1974 spricht er als erster chinesischer Führer vor den Vereinten Nationen. Sein Thema: die Modernisierung Chinas.
Chinas graue Eminenz
Dem altersschwachen Mao wird Deng Xiaoping aber wieder zu mächtig. Die sogenannte Vierer-Bande um Maos Ehefrau Jiang Qing kritisiert Deng als bourgeoisen Intellektuellen. Nach dem Tod Zhou Enlais Anfang 1976 verliert Deng auf Weisung Maos erneut alle politischen Ämter. Zwei Jahre nach Maos Tod ist Deng im September 1978 wieder da: "Mit der Ausschaltung der Vierer-Bande beginnt für China ein neuer Abschnitt." Er genießt den Respekt der alten Genossen, aber ihm werden die Top-Positionen verwehrt. Deng wird zur grauen Eminenz in der chinesischen Politik. Anfang der 1980er Jahre entstehen die ersten Sonderwirtschaftszonen in Südchina, wo erstmals ausländische Firmen investieren dürfen.
Deng Xiaoping gilt als Motor des chinesischen Wirtschaftswunders: "Er hat mehrere Millionen Menschen aus der Armut geholt als Folge seiner Wirtschaftsreformen", sagt Asien-Experte Vogel. Deng ist aber auch verantwortlich für das Blutbad auf dem Tiananmen-Platz im Juni 1989. Damals töten Soldaten hunderte von Zivilisten, die dort für Menschenrechte und Freiheit demonstrieren. Dennoch hofft Deng, der am 19. Februar 1997 im Alter von 92 Jahren in Peking stirbt: "Wenn die Menschen nach meinen Tod sagen würden, dass das, was ich getan habe, zu 70 Prozent korrekt war, dann wäre das ziemlich gut."
Stand: 19.02.2012
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