Stichtag

11. September 2001 - Anschläge auf World Trade Center und Pentagon

Das New Yorker Lokalradio kündigt am 11. September 2001 einen schönen Spätsommertag an. Der stellvertretende Bürgermeister der Stadt, Rudy Washington, gibt am frühen Morgen im Wahllokal seine Stimme für die New Yorker Vorwahlen ab. Auf dem Weg ins Rathaus wird er über Polizeifunk alarmiert: Ein Flugzeug hat mit einer gewaltigen Explosion den Nordturm des World Trade Centers durchbohrt. Wie sich später herausstellt, handelt es sich um die voll betankte Maschine eines Fluges von Boston nach Los Angeles, die unmittelbar nach dem Start entführt wurde.

Washington fährt sofort zum Einsatzort. Er will in den Turm, um sich ein Bild zu machen. Doch eine Mitarbeiterin hält ihn auf: "Sie griff nach meinem Arm und schrie: Stopp, Stopp!", erinnert er sich später. "Schau nach oben, die Menschen springen aus den Fenstern." Der Polizeifunk warnt vor herabstürzenden Körpern.

Allein in New York knapp 3.000 Tote

Inzwischen ist ein zweites Passagierflugzeug in den Südturm gekracht. Nun ist klar: Dies ist kein Unfall, dies ist Terror. Auch diese Maschine ist entführt worden. Rudy Washington ist keine 50 Meter entfernt, als der Turm einstürzt. Er und seine Mitarbeiter werden von einer riesigen Staubwolke erfasst. "Der Staub war so dick und schwer", so Washington. "Du konntest nicht mehr atmen und nichts sehen."

Bürgermeister Rudolph Giuliani gilt zu dieser Zeit als verschollen. Sein Stellvertreter Washington übernimmt die Einsatzleitung und fordert als Erstes Jagdflugzeuge an, um die Stadt vor weiteren Angriffen zu schützen. Noch während er spricht, stürzt auch der Nordturm ein. Parallel zu den ersten Rettungsarbeiten lässt der gelernte Bauingenieur sofort alle umliegenden Gebäude, Tunnel und U-Bahn-Schächte auf Einsturzgefahr untersuchen. Dann evakuiert er das gesamte Lower Manhattan. Gerade noch rechtzeitig, denn fünf weitere Gebäude stürzen in der Folge ein. 23 weitere werden schwer beschädigt. Insgesamt sterben knapp 3.000 Menschen bei den beiden Attacken.

Insgesamt vier entführte Maschinen

In der Zwischenzeit ist eine dritte entführte Maschine mit 59 Menschen in das Verteidigungsministerium in Washington gekracht. Im Pentagon selbst kommen über 250 Menschen ums Leben. In einem vierten Flugzeug versuchen Passagiere, die Flugzeugentführer zu überwältigen. Dabei stürzt die Maschine mit 40 Menschen an Bord bei Shanksville in Pennsylvania ab. Auch dort gibt es keine Überlebenden.

In New York ist es Brauch, dass der Bürgermeister den im Dienst verstorbenen Polizisten und Feuerwehrleuten die letzte Ehre erweist. Bürgermeister Giuliani bittet nach den ersten Beerdigungen seinen Stellvertreter, die traurige Pflicht zu übernehmen - für 351 Feuerwehrmänner und 60 Polizisten. Ein Vierteljahr lang ist Rudy Washington auf drei Beerdigungen pro Tag. Er hält die Trauerreden und spendet Trost. "Das war viel härter für mich als der 11. September", sagt er rückblickend.

Stand: 11.09.2011

Programmtipps:

Auf WDR 2 können Sie den Stichtag immer gegen 9.40 Uhr hören. Wiederholung: von Montag bis Freitag gegen 17.40 Uhr und am Samstag um 18.40 Uhr. Der Stichtag ist nach der Ausstrahlung als Podcast abrufbar.

"ZeitZeichen" auf WDR 5 (9.05 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr) erinnert am 11. September 2011 ebenfalls an die Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon. Auch das "ZeitZeichen" gibt es als Podcast.