Andy Warhol hat noch nie am Computer gesessen. Aber jetzt will der Pop-Art-Künstler vor Publikum ein Porträt der Sängerin Deborah Harry von der Gruppe "Blondie" schaffen. Als er mit seiner Arbeit beginnt, zittern hinter der Bühne die Programmierer. Denn das Grafikprogramm des Rechners, an dem Warhol sein verfremdetes Porträt anfertigen will, ist alles andere als ausgereift. Meist stürzt es schon nach kürzester Zeit ab.
Am 23. Juli 1985, als das Computerunternehmen Commodore seinen "Amiga" in New York vorstellt, geht aber alles glatt. Am Ende der Präsentation erstrahlt auf dem Bildschirm ein typisches Warhol-Porträt von Deborah Harry, das während ihres Gesangs zur Musik aus dem neuen Rechner entstanden ist, in leuchtendem Gelb und Rot.
Speicher: 256 Kilobyte
Der "Amiga" hat sensationelle 256 Kilobyte Hauptspeicher und ein eingebautes Diskettenlaufwerk mit 880 Kilobyte Speicherkapazität. Er soll die Erfolgsgeschichte von Commodore krönen. Begonnen hat sie mit dem C-64, mit dem das Unternehmen den Heimcomputer dank Spiele-Software selbst im Kinderzimmer salonfähig macht. Insgesamt 22 Millionen Exemplare in elf Jahren produziert Commodore von seinem Verkaufsschlager. "Only Amiga makes it possible" lautet nun der Werbeslogan, mit dem das Unternehmen vor allem die Profis ködern will.
Spielkonsole zum Komponieren
Der "Amiga" wird vor allem bei Musikern beliebt. B.B.King, Herbie Hancock und Billy Idol komponieren und produzieren Songs an ihm. Für Commodore aber ist die Produktion des Rechners trotzdem der Anfang vom Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Denn im Grunde ist auch der "Amiga", wie der C-64, nur als Spielekonsole geeignet. Bald schon haben Apple und Atari bei den immer wichtiger werdenden Zielgruppen der Werbeagenturen und Druckereien die Nase vorn. 1994 muss Commodore Insolvenz anmelden.
Stand: 23.07.10