Stichtag

16. August 2004 - Vor 55 Jahren: Margaret Mitchell stirbt in Atlanta

Weitaus berühmter als die Autorin ist ihre Heldin geworden: Scarlett O’Hara, die schöne und egoistische, schwierige und unwiderstehliche Heldin des Romans "Vom Winde verweht". Ihre Schöpferin scheint Scarlett nicht ganz unähnlich gewesen zu sein. Jedenfalls schreibt die Klatschspalte einer Zeitung in Atlanta schon über die 19-jährige Margaret Mitchell: "Sie hat in ihrem kurzen Leben wahrscheinlich schon mehr Männer dazu gebracht, sich Hals über Kopf in sie zu verlieben, als jedes andere Mädchen in Atlanta. Sie ist nämlich eine Schönheit."Am 8. November 1900 als Tochter eines Anwalts in Atlanta geboren wächst sie in die Welt einflussreicher Südstaaten-Familien hinein. Mit 21 heiratet sie. Die Ehe wird eine Katastrophe: Ihr Mann ist Alkoholiker und bringt kein Geld nach Hause. Gegen alle Gepflogenheiten sucht sie sich selbst einen Job – als Journalistin beim "Atlanta-Journal". 1926 muss sie den Beruf wieder aufgeben, weil sie wegen eines chronisch entzündeten Fußgelenks ans Haus gefesselt ist. Aus Langeweile beginnt sie zu schreiben und arbeitet schließlich zehn Jahre lang an ihrem Epos über den amerikanischen Bürgerkrieg.Ihren zweiten Mann lässt sie das Manuskript niemals lesen – übergibt es aber 1935 einem Literaturagenten. Ein Jahr später wird "Vom Winde verweht" sofort zum Bestseller. Nach einem halben Jahr ist die erste Million Bücher verkauft. 1937 erhält Margaret Mitchell den Pulitzer-Preis. Und als 1939 der Hollywood-Film uraufgeführt wird, bekommen die Kinder schulfrei, die Behörden haben geschlossen und sämtliche Südstaaten-Gouverneure finden sich im Kino ein.

Aber Margaret Mitchell kann ihren Ruhm nicht genießen. Sie verstrickt sich in endlose Prozesse um Urheberrechte und Honorare und schreibt kein einziges Buch mehr. Am 11. August 1949 wird sie auf dem Weg ins Kino von einem betrunkenen Taxifahrer angefahren. Nach fünf Tagen im Koma stirbt sie, im Alter von 49 Jahren.

Stand: 16.08.04