Eine Romanze mit Konsequenzen: Als sich Anfang der 1930er Jahre die Amerikanerin Wallis Simpson und der britische Thronfolger Prinz Edward näher kommen, stößt ihre Verbindung auf Widerstand. Königshaus, Kirche und Regierung lehnen Simpson als zukünftige Königin Großbritanniens ab.
Sie ist bürgerlicher Abstammung und hat zwei Scheidungen hinter sich. Als Edwards Vater, König Georg V., im Januar 1936 stirbt, verschärft sich die Situation. Edward wird König und hält an seinem Plan fest: Er will Simpson heiraten. Doch der Druck wird schließlich zu groß. Nach elf Monaten im Amt dankt König Edward VIII. im Dezember 1936 ab: "Ohne die Frau, die ich liebe, kann ich die Bürde der Krone nicht tragen." Daraufhin verlässt das Paar Großbritannien in Richtung Frankreich.
Zur Hochzeit der beiden erscheint 1937 kein einziges Mitglied der britischen Königsfamilie. Auch sonst werden sie von der blaublütigen Verwandtschaft geschnitten. Simpson rächt sich auf ihre Weise. Herablassend bezeichnet sie die rundliche Queen Mum als "Cookie" und nennt die staksige junge Thronfolgerin Elisabeth "Shirley" - nach dem Kinderstar Shirley Temple. Das ist damals ein unerhörtes Verhalten.
Affäre mit Mussolinis Schwiegersohn
Simpson ist immer wieder für einen Skandal gut. Schon ihre Geburt hat für Aufsehen gesorgt: Sie kommt am 19. Juni 1896 als uneheliches Kind im US-Bundesstaat Pennsylvania zur Welt. Unter dem Namen Bessie Wallis Warfield wächst sie zwischen puritanischer Ostküste und konservativen Südstaaten auf. Sie weiß schon früh, worauf es ihr ankommt: "Bei meiner ersten Kindergesellschaft habe ich meiner Mutter eine Szene gemacht und sie gezwungen, die blaue Schleife um mein Kleid zu ersetzen", erinnert sie sich später. "Ich wollte die rote Schleife - damit die Jungs mich bemerken."
Wallis ist willensstark und dominant. Aber sie ist nicht emanzipiert. Im Gegenteil: Für sie ist klar, dass sie es nur durch Beziehungen mit Männern zu etwas bringen kann. Schon während ihrer ersten Ehe soll sie mehrere Affären gehabt haben - unter anderem mit dem Schwiegersohn des italienischen Diktators Benito Mussolini.
Ihren größten Coup landet sie, als sich der begehrteste Junggeselle Englands in sie verguckt: "Ich war überwältigt von ihrem graziösen Gang, ihren würdevollen Bewegungen", so Edward. "Sofort erkannte ich in ihr die unabhängigste Frau, die ich je getroffen hatte."
Bei Hitler zum Tee
Die Beziehung mit Edward hält Wallis nicht von weiteren Affären ab. Darunter ist angeblich auch eine mit Adolf Hitlers Außenminister Joachim von Ribbentrop. Überhaupt haben der Herzog und die Herzogin von Windsor ein Faible für den Nationalsozialismus. Deshalb führt ihre Hochzeitsreise auch nach Deutschland. Beim Tee mit Hitler interessiert sich Wallis aber nicht für Politik: "Seine Augen waren außergewöhnlich - intensiv, weit offen, magnetisch", heißt es in ihren Memoiren. "Aber wenn ich ihnen begegnen wollte, senkten sich die Lider." Sie habe zur Kenntnis genommen, "dass Hitler sich für Frauen wenig interessierte."
Als der Krieg vorbei ist, lassen sich Edward und Wallis in Paris nieder. Dank der großzügigen Apanage, die Edward bei seiner Abdankung erhalten hatte, können sie sich ein Jetset-Leben leisten und sind ständig auf Reisen. Für andere Männer interessiert sich die inzwischen weit über 50-jährige Wallis immer noch. Sogar eine Affäre mit einem homosexuellen Spross der Woolworth-Dynastie wird ihr nachgesagt. Trotz ihrer amourösen Aktivitäten bleibt Wallis' Beziehung zu Edward eng. Auch nach dessen Tod 1972 bleibt die Herzogin von Windsor weiterhin in Frankreich. Nach langer Krankheit stirbt sie am 24. April 1986 im Alter von 89 Jahren in Paris. Fünf Tage später findet in England ihre Beerdigung statt - in Anwesenheit der gesamten königlichen Familie. Simpson wird an der Seite ihres Mannes auf dem königlichen Friedhof von Frogmore bei Schloss Windsor beigesetzt.
Stand: 24.04.2011
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