Stichtag

26. März 1856 - Johann Schroth stirbt in Lindewiese

Johann Schroth ist ein einfacher Bauer, als ihn sein Pferd durch einen Huftritt so schwer am Kniegelenk verletzt, dass das Bein steif zu bleiben droht. Schroth humpelt von Arzt zu Arzt, doch keiner kann ihm helfen. Da trifft er einen Wandermönch, der ihm zu heißen Umschlägen rät - und dazu, aus der Natur zu lernen.

Schroth macht sich feuchte Wickel und spürt schon bald Linderung. Bei den Tieren des Waldes beobachtet er, wie sie sich bei Krankheit zurückziehen und so lange hungern, bis sie gesunden. Die beiden Grundsätze der Schroth-Kur – schwitzen und fasten – sind geboren, zumindest der Legende nach.

Wunderheiler oder Scharlatan?

Schroth kommt um 1798 in Böhmisch-Dorf im heutigen Tschechien zur Welt. 1829 gründet er in Nieder-Lindewiese seine berühmte Klinik, deren Therapie auf eine Entschlackung und Entgiftung des Körpers setzt. Dabei beruht Schroths Naturheilverfahren auf dem strikten Wechsel von Trink- und Trockentagen, Ruhe und Bewegung, spezieller Diät und der so genannten Schrothschen Packung: Letztere soll dazu dienen, mittels feuchter Wärme die ganze Muskulatur zu entkrampfen.

Schnell sprechen sich die Erfolge des "Wunderheilers" Schroth und seines Verfahrens herum. Seiner medizinisch ausgebildeten Konkurrenz ist das ein Dorn im Auge: Sie zerrt ihn wegen Kurpfuscherei vor Gericht. Aber Schroth hat längst prominente und einflussreiche Patienten, die sich für ihn stark machen. 1840 erlaubt Kaiser Ferdinand I. per Hofdekret die Fortführung seiner Klinik.

Tod durch Herzversagen

Zu den berühmtesten Kurgästen Schroths gehört Prinz Wilhelm von Württemberg. 1849 wird er in der Schlacht von Novara durch eine Kugel unterhalb der Kniescheibe schwer verletzt. Die Ärzte drängen auf Amputation. Schroth aber gelingt es, das Bein mit Dunstwickeln und Diät in vier Monaten zu heilen.

Im Hinblick auf die eigene Gesundheit allerdings ist Schroth kein Glück beschieden. Er stirbt am 26. März 1856 im Alter von nur 58 Jahren in Lindewiese an Herzversagen. Da hat sich sein Verfahren aber längst durchgesetzt. Auch 155 Jahre nach seinem Tod werden seine Erkenntnisse noch immer angewandt.

Stand: 26.03.2011

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