Stichtag

25. März 1921 - Simone Signoret wird geboren

Simone Signoret steht für Toleranz und Würde. So jedenfalls präsentiert sie sich stets in der Öffentlichkeit. "Kennen Sie viele Männer, die in den Armen von Marilyn Monroe gleichgültig bleiben würden?" soll sie auf die Frage gesagt haben, was sie vom Seitensprung ihres Manns Yves Montand mit der US-Schauspielerin halte.

Toleranz und Würde trägt Signoret auch in ihren Rollen zur Schau. Auf diese Weise wird sie Mitte des 20. Jahrhunderts zu einer der bedeutendsten Charakterdarstellerinnen im Kino ihrer Zeit.

Neuanfang als Mimin

Geboren wird Signoret am 25. März 1921 während der französischen Besatzungszeit in Wiesbaden. Als sie zwei Jahre alt ist, kehren ihre Eltern nach Frankreich zurück. Ihr Vater ist ein jüdischer Beamter mit polnischen Wurzeln; während der Besetzung von Paris durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg flieht er nach England. Die junge Abiturientin Signoret schlüpft in die Rolle des Familienoberhaupts: Sie kümmert sich um die Ernährung der Mutter und ihrer beiden jüngeren Brüder, gibt Nachhilfe und beginnt als Assistentin der Chefsekretärin einer Pariser Kollaborationszeitung.

Nach acht Monaten hängt Signoret den Job an den Nagel und beschließt, als Schauspielerin noch einmal von vorn zu beginnen. Der Regisseur Yves Allégret, der sich wegen ihr später wird scheiden lassen, gibt ihr eine Chance: 1948 hat sie im Liebesdrama "Die Schenke zum Vollmond" ihr Leinwanddebüt. Ein Jahr später spielt Signoret  erfolgreich in "Eine Frau im Sattel". Zeitgleich beginnt sie ein Verhältnis mit dem Sänger Yves Montand, den sie 1951 heiratet.

Traumpaar der Kulturszene

In der Folge avancieren Signoret und Montand zum Traumpaar der französischen Intellektuellenszene. Das hat nicht zuletzt damit zu tun, dass beide auch zu aktuellen politischen Themen Stellung beziehen. Signoret  engagiert sich für französische Arbeiter ebenso wie für Flüchtlinge. Sie unterzeichnet den "Stockholmer Appell", der sich für ein Verbot von Kernwaffen einsetzt, und das "Manifest 21" gegen den Einsatz französischer Truppen in Algerien.

Über 40 Jahre lang steht Signoret vor der Kamera, darunter in Klassikern wie "Der Reigen" (1950), "Der Goldhelm" (1951) oder "Die Teuflischen" (1954), in dem sie eine Lehrerin mit tödlichen Plänen spielt. Für "Der Weg nach oben" (1959) erhält sie einen Oscar als beste Hauptdarstellerin.

Im Alter erblindet Simone Signoret zusehends. 1985 erliegt sie mit 64 Jahren in Auteuil-Anthouillet ihrem Krebsleiden. Sie wird auf dem Pariser Prominentenfriedhof Père Lachaise beigesetzt. Tausende Franzosen erweisen ihr die letzte Ehre.

Stand: 25.03.2011

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