Stichtag

22. Januar 1901 - Queen Victoria stirbt auf der Isle of Wight

Sie regiert das britische Empire 63 Jahre lang und gibt einer Epoche ihren Namen: Queen Victoria von Großbritannien und Irland. Dass sie einmal zur Symbolfigur britischer Weltgeltung und zu einer Art Übermutter der Nation wird, ist am Anfang ihrer Regentschaft nicht abzusehen. Politisch unerfahren besteigt sie nach dem Tod ihres Onkels König Wilhelm IV. am 20. Juni 1837 mit gerade einmal 18 Jahren den englischen Thron. "Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie stolz ich bin, Königin einer solchen Nation zu sein", schreibt Victoria nach der Krönung, die am 24. Mai 1819 als einziges Kind des Herzogs Eduard von Kent und der Prinzessin Marie Louise Viktoria aus dem Haus Sachsen-Coburg-Saalfeld im - heute zu London gehörenden - Kensington-Palast geboren wurde.

Politische Grabenkämpfe

Großbritannien erlebt im 19. Jahrhundert eine beispiellose wirtschaftliche und politische Blüte. Victoria herrscht über weite Teile der Erde: Das Empire besitzt Kolonien von Afrika bis Asien. Daheim setzt die konstitutionelle Monarchie der politischen Macht der Herrscherin allerdings Schranken - Gesetze werden von Ministern im Kabinett und vom Parlament gemacht.
Die ebenso dickköpfige wie energische Herrscherin reibt sich immer wieder an den politischen Regeln. Sie will nicht zur Kenntnis nehmen, dass parlamentarische Mehrheiten nach Wahlen auch automatisch einen Wechsel des Premierministers zur Folge haben. Ihr Eigensinn kostet sie zu Beginn ihrer Regierung viele Sympathien.

Selbst gewählte Isolation nach Tod des Gatten

Privat läuft es für sie besser: 1840 heiratet Victoria ihre große Liebe Albert von Sachsen Coburg. "Wie kann ich jemals dankbar genug sein, einen solchen Mann zu haben!", schreibt die Königin in ihr Tagebuch. Mit Albert hat sie neun Kinder und zelebriert ein keusches Familienidyll, das zu ihrem Markenzeichen wird. Nach Alberts frühem Tod 1861 zieht sich Victoria voller Trauer zurück. Sie vernachlässigt ihre repräsentativen Pflichten und wird dafür angegriffen. Doch erst als ihr ältester Sohn eine schwere Krankheit überstanden hat, zeigt sie sich wieder ihren Untertanen. Victoria gibt sich nun als fürsorgliche Mutter und bürgernahe Monarchin.
In den letzten 20 Jahren ihrer Regentschaft macht die britische Bevölkerung ihren Frieden mit der eigenwilligen Monarchin. Bis zu ihrem Tod am 22. Januar 1901 in Osborne House bei Cowes auf der Isle of Wight ist die vorwiegend schwarz gekleidete Königin die unumstrittene Repräsentantin des Empire. Auch ihr letzter Wunsch, noch den Anfang des neuen Jahrhunderts zu erleben, geht in Erfüllung. Bestattet wird sie in einem Mausoleum in Frogmore in der Nähe von Windsor.

Stand: 22.01.2011

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