Stichtag

30. Mai 2004 - Vor 70 Jahren: Dieter Süverkrüp wird geboren

Bei dem Stichwort "Baggerführer" denken viele gleich an Bodo. "Wer baggert da so spät noch am Baggerloch? Das ist Bodo mit dem Bagger und der baggert noch", kalauerte Mike Krüger 1981. Mike Krügers Baggerführer ist ein tumber Geselle, ganz im Gegensatz zum Baggerführer Willibald, zehn Jahre vorher von Dieter Süverkrüp erfunden, ursprünglich für seinen kleinen Sohn.

Willibald verhilft der Gerechtigkeit und der Revolution zum Sieg, zumindest auf seiner Baustelle. "Das hat doch keinen Zweck, der Boss geht besser weg; / dann bauen wir uns selber ein schönes Haus mit Keller, / da ziehn wir alle ein - au fein!" Den Baggerführer Willibald kennt, wer seine Kindheit im selbst verwalteten Kinderladen und alternativen Hort verbracht hat. Da gehörte das Kinderlied mit dem revolutionär gestimmten Baufahrzeugführer zum Standardrepertoire.

Dieter Süverkrüp, am 30. Mai 1934 geboren, gehört von Anfang an dazu, als in der Bundesrepublik gegen die herrschenden Verhältnisse angesungen wird. Im Visier der Protestsänger wie Hanns Dieter Hüsch, Hannes Wader, Franz-Josef Degenhardt oder eben Dieter Süverkrüp stehen die wieder zu Ehren und Ämtern gekommenen Altnazis, die Wiederbewaffnung, die Notstandsgesetze und der Vietnamkrieg. Süverkrüp macht sich in der "erschröcklichen Moritat vom Kryptokommunisten" über die Ängste der Bürger lustig und räsoniert über "die Kunst, Andersmeinende für den Sozialismus zu gewinnen".

In den siebziger Jahren füllt der bekennende Kommunist Süverkrüp mühelos die großen Mensen der Unis, er singt bei Ostermärschen, Betriebsbesetzungen und Festivals - bis Mitte der achtziger Jahren. Preise für seine widerborstigen Lieder erhält der gelernte Werbegrafiker und passionierte Jazzgitarrist sowohl in der Bundesrepublik als auch in der DDR, wo er gern gesehener Gast ist. Nach den "Liederjahren" widmet sich Süverkrüp seinen anderen Talenten, er zeichnet und schreibt, unter anderem für die "Sendung mit der Maus". An der Folkwang-Hochschule in Essen besetzt er - ganz legal - ein Jahr lang den Stiftungs-Lehrstuhl für Poetik. In den vergangenen Jahren hat sich Süverkrüp verstärkt der bildenden Kunst verschrieben, er schafft Zeichnungen, Radierungen, Kupferstiche, Ölbilder. Die künstlerische Form des Liedes ist für ihn passé.

Stand: 30.05.04