Stichtag

17. Mai 1821 - Sebastian Kneipp wird geboren

Nicht einen Tag hat er Medizin studiert, trotzdem behandelt er Patienten: Sebastian Kneipp kommt um 1850 ins Gerede. Der Theologiestudent behandelt in München zwei Kommilitonen durch Wassergüsse. Später verordnet er einer cholerakranken Magd heiße Wickel. Ein Apotheker verklagt Kneipp 1854 wegen "Gewerbebeeinträchtigung und Schädigung". Vor dem Bayerischen Landgericht zu Babenhausen, das ihn wegen Kurpfuscherei zu zwei Gulden verurteilt, rechtfertigt sich Kneipp: "Nicht Vorliebe oder Interesse, sondern Mitleiden für die Unglücklichen" habe ihn zu den Behandlungen veranlasst. Er sei "dabei nicht mordend verfahren, sondern auf die schonendste, ja unschuldigste und natürlichste Weise". Er habe nur Menschen behandelt, die bei Ärzten oder Apothekern keine Hilfe gefunden hätten oder sich eine solche Behandlung nicht leisten könnten. Das Gericht, wie in der Kneipp-Biographie des Journalisten Christian Feldmann zu lesen ist, lässt ihn daraufhin wissen: "Kurieren Sie die, die keine Hilfe bekommen oder kein Geld haben, und seien Sie ein Helfer in der Not."

Selbstversuch in der kalten Donau

Geboren wird Kneipp am 17. Mai 1821 in Stephansried im Allgäu, als viertes von fünf Kindern einer armen katholischen Leineweberfamilie. Mit zwölf Jahren muss er die Schule verlassen und auf dem Feld arbeiten. "Ich habe als Bub vor zwei Dingen immer die meiste Angst gehabt: Vor der Rute, weil die wehtat, und vor der Hölle", erinnert sich Kneipp, der schon früh Pfarrer werden will. Die Antwort seiner Eltern auf diesen Wunsch sei für gewöhnlich gewesen: "Wollte dich der Herrgott zum Studenten, so hätte er uns auch Geld gegeben." Erst mit 27 Jahren kann Kneipp zur Universität gehen. Doch während seines Theologiestudiums erkrankt er schwer an Tuberkulose. In der Bibliothek findet Kneipp das Büchlein "Anleitung zur Wasserheilkunde" von Johann Siegmund Hahn. Weil ihn die Ärzte aufgegeben haben, macht Kneipp einen Selbstversuch: "So ging ich in der Woche drei Mal, auch im Winter, in die Donau hinaus und habe Heilbäder genommen von drei bis vier Sekunden. Müde ging ich hinein, neu aufgefrischt und gestärkt kam ich jedes Mal heim."

Fünf-Säulen-Modell

Kneipp erholt sich, wird zum Priester geweiht und 1855 Pfarrer in Wörishofen, wo er als Beichtvater im Kloster der Dominikanerinnen lebt. Seine Wasser-Heilkunst macht ihn schnell bekannt. Die Patienten warten schon frühmorgens an der Klosterpforte auf Kneipp, der ihnen dann mit der Gießkanne kalte Güsse verpasst. Im Klostergarten experimentiert Kneipp auch mit Heilkräutern, entwickelt Rezepte, Badezusätze, Tees und stellt ein Fünf-Säulen-Modell auf. Zur Kneipp-Therapie gehören neben Wasseranwendungen demanch auch Bewegung an der frischen Luft, gesunde Ernährung, der Einsatz von Heilpflanzen sowie ein geistiger und seelischer Ausgleich.


1886 erscheint Kneipps erstes Buch mit dem Titel "Meine Wasserkur", das in mehrere Sprachen übersetzt wird. Drei Jahre später kommt sein zweites Buch "So sollt ihr Leben!" heraus, das ebenfalls zum Bestseller wird. 1891 bricht Kneipp zu seiner ersten Vortragsreise durch Europa auf. Im selben Jahr werden in Würzburg die Kneipp-Werke gegründet, die naturheilkundliche und kosmetische Produkte herstellen. 1893 ehrt Papst Leo XIII. Kneipp mit dem Titel Monsignore und ernennt ihn zum Päpstlichen Geheimkämmerer. Wörishofen ist inzwischen ein Kurort geworden. Dort stirbt Kneipp am 17. Juni 1897 im Alter von 76 Jahren an Krebs.

Stand: 17.05.2011

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