Auch knapp zehn Jahre nach dem Ersten Weltkrieg wird Erich Maria Remarque noch von Erinnerungen an seine Zeit im Schützengraben gequält. Er war als 18-Jähriger eingezogen und an der Westfront schwer verwundet worden. Im Lazarett in Duisburg hatte er eine Idee, die er im Herbst 1927 umsetzt. Remarque fängt an, das Grauen an der Front aus Sicht eines Rekruten zu beschreiben: "Das Leben hier, an der Grenze des Todes, hat eine ungeheuer einfache Linie", heißt es im Manuskript. "Wären wir differenzierter, wir wären längst irrsinnig, desertiert oder gefallen." Lange findet sich kein Verleger. Schließlich greift der Berliner Ullstein-Verlag zu. Das Buch erscheint im Januar 1929 unter dem Titel "Im Westen nichts Neues" und wird in der Weimarer Republik zu einem umstrittenen Bestseller, der in 45 Sprachen übersetzt wird. Die einen loben es als Antikriegs-Roman, die anderen beschimpfen den Autor als Verräter.
Nazis verbrennen Remarques Bücher
Als das Buch verfilmt wird, kommt es bei der Uraufführung in Berlin im Herbst 1930 zu Protesten. Joseph Goebbels, damals Gauleiter von Berlin, lässt die Aufführung durch weiße Mäuse stören. Dennoch ist der Buchbinder-Sohn Remarque, der am 22. Juni 1898 als Erich Paul Remark in Osnabrück geboren wurde, ein gemachter Mann. Sein Verleger schenkt ihm ein Lancia-Kabriolett mit Komfortausstattung. Remarque liebt schnittige Autos, Frauen und ein luxuriöses Leben. 1931 erwirbt er in Porto Ronco bei Ascona in der Schweiz eine Villa. Im selben Jahr erscheint eine Fortsetzung von Remarques berühmtem ersten Roman: "Der Weg zurück". Als die Nazis 1933 an die Macht kommen, verbrennen sie Remarques Bücher und entziehen ihm fünf Jahre später die deutsche Staatsangehörigkeit.
Kontrast zwischen Themen und Lebensstil
Zu diesem Zeitpunkt ist Remarque längst auf Reisen im Ausland. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg geht er in die USA. Erst neun Jahre später kehrt er zurück nach Europa - als US-Bürger. Ab dann wohnt er in Porto Ronco, wenn er nicht reist. Eine frühere Ehefrau von Charlie Chaplin, Paulette Goddard, besucht den Schriftsteller immer wieder am Lago Maggiore. Als die beiden 1958 in der Heimat der Braut, in Amerika, heiraten, ist er 60, sie 40 Jahre alt. Remarque schenkt seiner dritten Ehefrau einen Jaguar. Sein luxuriöser Lebensstil steht im Kontrast zu den Themen, die er immer wieder in Romanen, Erzählungen, Tagebüchern und Briefen bearbeitet hat: Krieg, Einsamkeit, Emigration. Nach seinem 65. Geburtstag macht Remarque sein Herz immer mehr zu schaffen. Er stirbt am 25. September 1970 im Alter von 72 Jahren in einem Krankenhaus in Locarno.
Stand: 25.09.10