Den ersten Schritt auf russischen Boden setzt Alexander Solschenizyn in Magadan. Mehr als zwanzig Jahre nach seiner Ausweisung aus der Sowjetunion kehrt der Schriftsteller und Nobelpreisträger nach Russland zurück. Auf dem Stopp in der ostsibirischen Stadt erinnert er an das Leid der Millionen, die hier in den Stalin'schen Straflagern interniert waren. Solschenizyn selbst war acht Jahre gefangen im "Archipel Gulag", so der Titel eines seiner bekanntesten Werke.Nach dreißig Minuten geht es weiter, nach Wladiwostok. Von hier aus startet der bärtige Schriftsteller seine Heimkehr nach Moskau - mit der Eisenbahn. Er will Jelzins Russland er-fahren. Seit vier Jahren ist er in seiner Heimat offiziell rehabilitiert, doch auch umstritten: Manche halten den 75-Jährigen für einen "russischen Ayatollah", andere schlicht für einen verschrobenen alten Sonderling, der von einem Russland ohne Parteien und Wahlkampf und mit tageweise abgestelltem Fernsehen träumt.
Für das neue Russland und seine Eliten hat Solschenizyn wenig übrig. Im Oktober 1994 redet er vor der Duma, dem russischen Parlament. Er wirft den Politikern vor, sich selbst vom Volk isoliert zu haben und die Menschen zu betrügen. Auch heute noch kritisiert Solschenizyn die Verhältnisse im real existierenden Postsozialismus. Seine schriftstellerische Mission hält er für beendet.
Stand: 27.05.04