Anfang des 20. Jahrhunderts sorgt der kleine Familienbetrieb Hermann Römmlers mit neuartigen Kunststoffprodukten für Furore. Unter Hochdruck formt das Unternehmen im brandenburgischen Spremberg Naturharze, Schellack und Teeröl zu Schaltern, Isolatoren, Hörmuscheln, Griffen und Seilrollen um. 1917 hat die Firma über 1.000 Mitarbeiter; Ende der zwanziger Jahre nimmt ein deutscher Zeppelin eine Küche aus Römmler-Kunststoff mit an Bord.
Erfolg dank farbenfroher Muster
Zu dieser Zeit experimentiert Hermann Römmler bereits unter Hochdruck mit aufeinander geschichtetem und in Harz getränktem Papier, das hoch erhitzt zu einem unlöslich festen Material verbunden wird: Resopal. Am 5. September 1930 wird der Produktname als Warenzeichen eingetragen.Zu Beginn der Produktion wird die Schichtstoffplatte noch mit Schuhcreme aufpoliert. 1931 aber kann Römmler auf der Leipziger Messe Farben und Muster präsentieren, die direkt in die Platte gepresst sind: eine kleine Sensation.
Symbol der Wirtschaftswunderzeit
Die Weltwirtschaftskrise übersteht Römmler durch einen Großauftrag für Gehäuse von Volksempfängern. 1945 hat sich der Mitarbeiterbestand auf 5.000 Angestellte erhöht. Dann wird das Werk von den sowjetischen Besatzern demontiert: Römmler zieht nach Groß-Umstadt im Odenwald. Hier bestellt die US-Armee zehntausende von Resopal-Tischplatten. Viele Artikel der Wirtschaftswunderzeit sind geprägt durch den Verbundstoff, der sich besonders auf abwaschbaren Küchen- und Nierentischen, Wohnzimmer- und Phonoschränken findet. Selbst die Schwester des Schahs soll eine Resopalküche ihr eigen nennen.Bis heute findet Resopal als pflegeleichte Massivplatte auf Hausfassaden, als Präsentationsfläche bei Automessen oder als sterile Wandverkleidung für Operationssäle Verwendung. Jede zweite Arbeitsplatte aus dem Baumarkt ist mit dem Material bedeckt.
Stand: 05.09.10