Stichtag

31. Mai 2010 - Vor 100 Jahren: Die Südafrikanische Union wird proklamiert

Die ersten holländischen Siedler am Kap der Guten Hoffnung haben für die dortigen Ureinwohner nur Verachtung übrig. Ihr Anführer, Jan van Riebeeck, erklärt 1652: "Die Khoi? Das ist ein wildes Pack ohne Gewissen!" Die holländischen Calvinisten sehen sich in Südafrika von Anfang an als auserwähltes Volk. Mit Siedlern aus Norddeutschland und französischen Hugenotten wachsen sie in wenigen Generationen zum Volk der Buren zusammen: Bauern, die mit unterjochten Einheimischen und Arbeitskräften aus Asien eine Sklavenwirtschaft aufbauen.

Auf Kosten der Ureinwohner

1806 annektiert die Weltmacht Großbritannien die strategisch wichtige Kapprovinz und verbietet die Haltung von Sklaven. Die Buren, denen nun die Existenzgrundlage fehlt, weichen ins Landesinnere aus. Dort gründen sie mit dem Oranje-Freistaat und Transvaal eigene Provinzen. Als jedoch 1886 nahe des heutigen Johannesburgs die größte Goldader der Welt entdeckt wird, erobern die Briten im sogenannten Burenkrieg von 1899 bis 1902 auch diese Gebiete. Das kostet ein Viertel der Buren das Leben.

Für die Briten ist nun der Zugang frei zu Gold, Diamanten und anderen Rohstoffen. Um die weiße Vorherrschaft zu sichern, belassen sie den besiegten Buren das Recht auf ihre Sprache, das "Afrikaans", und gewähren ihnen volle Bürgerrechte - auf Kosten der schwarzen Bevölkerungsmehrheit. Sie hatte sich im Burenkrieg mehrheitlich auf die Seite der Briten gestellt und bleibt dennoch völlig rechtlos. Am 31. Mai 1910 schließen sich die bis dahin selbstständigen Provinzen Kapkolonie, Natal, Oranje und Transvaal zur Südafrikanischen Union zusammen. Damit wird die Rolle der Ureinwohner als Menschen zweiter Klasse noch verstärkt. Mit der Einführung von Steuern zwingen Briten und Buren die Schwarzen, ihr Land zu verlassen und sich als Minen- oder Farmarbeiter zu verdingen.

Apartheid-Regime 1990 am Ende

Die Buren erkennen ihre Chance, dank ihrer Mehrheit unter den Weißen die neue Union politisch zu dominieren. Schon drei Jahre später setzen sie mit dem "Land Act" ein Gesetz durch, das viele Schwarze in wirtschaftlich abhängige Reservate zwingt - die sogenannten Bantustans. Für die Buren ist der Weg frei: Aus dem rückständigen Agrarland wird in wenigen Jahrzehnten ein Industriestaat. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschärfen die Buren ihr System der "Apartheid" ("Getrennte Entwicklung") mit über 200 rassistischen Gesetzen. 1961 wird aus der Union die Republik Südafrika. Erst 1990 ist das Regime am Ende: Der jahrzehntelange Widerstand der Schwarzen hat sich gelohnt. Der "African National Congress" (ANC), die erste schwarze Befreiungsbewegung über alle Stammesgrenzen hinweg, stellt 1994 mit Nelson Mandela den ersten schwarzen Präsidenten des Landes.

Stand: 31.05.10