Stichtag

11. August 2009 - Vor 110 Jahren: Der Dortmund-Ems-Kanal wird eröffnet

Am 11. August 1899 kommt Kaiser Wilhelm II. zum Dortmunder Hafen, um ein Jahrhundertbauwerk einzuweihen: den Dortmund-Ems-Kanal. Er ist der erste große Kanal, der in Deutschland gebaut wird. Fertig gestellt in nur sieben Jahren, von 4.500 Arbeitern mit Spitzhacken und Schaufeln: Rund 265 Kilometer lang, mit 20 Schleusen, mehr als 200 Brücken und dem Schiffshebewerk in Henrichenburg. Der Kaiser verspricht, dass der Kanal nur der Anfang ist: "So hoffe ich, dass dieses erste Glied, das wir heute eingeweiht haben, im Verhältnis zu dem großen Werke des Ausbaues unserer Wasserstraßen aufgefasst und verstanden werden wird." Wilhelm II. spielt damit auf den vorausgegangenen großen Widerstand gegen den Dortmund-Ems-Kanal an.

Schon Mitte des 19. Jahrhunderts hat es die ersten konkreten Pläne gegeben, das östliche Ruhrgebiet mit der Nordsee zu verbinden. Die Dortmunder Industriellen sehen ihre Zechen und Stahlwerke gegenüber den Standorten am Rhein im Nachteil. Dagegen gibt es Proteste anderer Steinkohle-Reviere. So wollen etwa Oberschlesien und das Saarland ebenfalls angeschlossen werden. Die ostelbischen Großgrundbesitzer wiederum befürchten, dass sie ihr Obst nach dem Kanalbau nicht mehr verkaufen können. Deshalb wird das Bauvorhaben erst einmal in die Schublade gepackt - bis sich Kaiser Wilhelm II. persönlich der Sache annimmt: Er will, dass aus Deutschland eine Seemacht wird. Für seine Flotte braucht er Stahl und Kohle sowie eine Verbindung zur Nordsee, die nicht wie der Rhein über feindliches Gebiet führt. Den Bau erkauft sich der Kaiser mit einem Kuhhandel: Die Schlesier bekommen den Oder-Spree-Kanal. Zudem verspricht Wilhelm II. den Bau des Mittellandkanals vom Münsterland bis zur Elbe. Die wenigen Landräte, die nun noch gegen den Kanalbau stimmen, die so genannten Kanalrebellen, versetzt Kaiser Wilhelm persönlich in den Ruhestand.

Das Schiffshebewerk in Henrichenburg nordwestlich von Dortmund wird zum Vorzeigebau des Dortmund-Ems-Kanals. Auch hier kommt der Kaiser am 11. August 1899 persönlich zur Einweihung. Der Kanal wird mit der Fertigstellung des Hebewerks überhaupt erst bis Dortmund befahrbar, denn die Schiffe müssen hier 14 Meter Höhenunterschied überwinden. Mit dem Hebewerk gelingt das in zwölf Minuten und damit wesentlich schneller als mit einer Schleuse.Mit dem Dortmund-Ems-Kanal beginnt in Deutschland die große Zeit der Binnenschifffahrt. Bald werden die deutschen Kanäle zum bestausgebauten Wasserstraßennetz in Westeuropa. Nach der Nord-Süd-Verbindung durch den Dortmund-Ems-Kanal verbindet der Mittelland-Kanal West- mit Mittel- und Ostdeutschland. 1915 erreicht er die Weser und 1938 bei Magdeburg die Elbe. Rhein-Herne-Kanal und Wesel-Datteln-Kanal sorgen für den Zugang zum Rhein.

Stand: 11.08.09