Ein Buick ist der amerikanische Traum in Blech und Chrom, Inbegriff des luxuriös-eleganten US-Straßenkreuzers. Ob als Cabrio oder Limousine, Stars wie Joan Crawford, Bette Davis oder Bing Crosby fahren Buick - vor der Kamera wie privat. "It's marvellous artwork - es ist ein wunderbares Kunstwerk", schwärmt Cary Grant 1941 über seinen Buick Century. In geradezu tragischem Kontrast dazu steht der Lebensweg jenes Mannes, der dieser Edelkarosse seinen Namen gegeben hat. Es ist die traurige Geschichte eines ideenreichen Erfinders, dem zum Großunternehmer aber jedes Talent fehlt. Eines Amerikaners, der die Karriere vom Tellerwäscher zum Millionär zunächst im Vorwärtsgang und dann retour erlebt. Als David Dunbar Buick am 5. März 1929 in Detroit einem Krebsleiden erliegt, kann er sich das Auto, das seinen Namen trägt, schon lange nicht mehr leisten.
David Buick ist zwei Jahre alt, als seine Familie 1856 aus ihrer Heimat im schottischen Arbroath in die USA auswandert, in die spätere Auto-Metropole Detroit. 1882 gründet er dort seine erste Firma, ein Sanitär-Unternehmen, das dank seines technischen Einfallsreichtums floriert. Buick erwirbt mehr als ein Dutzend Patente auf Geräte und Verfahren; unter anderem tüftelt er eine Methode aus, wie man Gusseisen mit Emaille beschichten kann - und erfindet so die weiße Badewanne. Doch als die ersten Automobile durch Detroit knattern, beginnt auch Buick leidenschaftlich mit Verbrennungsmotoren zu experimentieren. 1899 verkauft er seine Firma und stürzt sich in die Entwicklung eines eigenen Autos. Nach zwei Jahren ist der Prototyp fertig: fahrtüchtig, aber in der Herstellung viel zu teuer. Trotzdem gründet er im Mai 1903 die Buick Motor Company, ein Unternehmen, das bis heute existiert und als Keimzelle des Konzerns General Motors (GM) gilt. Doch schon wenige Monate später gerät Buick finanziell in die Klemme und muss seine Firma an William "Billy" Durant verkaufen. "Er war ein liebenswerter Kerl, aber er war ein Träumer und dachte nicht sehr praktisch", urteilt der spätere GM -Gründer über seinen Vorgänger.
Den Verkaufserlös von 100.000 Dollar steckt Buick in ein neues unternehmerisches Abenteuer. In Kalifornien gründet er die Buick Oil Company, die zunächst profitabel arbeitet, bis ihn ein langwieriger Rechtsstreit fast in den Ruin treibt. Schließlich verlegt Buick sich auf Immobiliengeschäfte in Florida, doch was immer er auch anfasst, geht schief. "Er war mehr daran interessiert, Dinge funktionieren zu lassen, als damit Geld zu verdienen. Beides gleichzeitig glückte ihm einfach nicht", schreibt ein Biograf. Mit 70 Jahren kehrt David Buick 1924 verarmt nach Detroit zurück und fristet seine letzten Jahre als Lehrer an der städtischen Handelsschule. Kurz vor Buicks Tod spürt der Time-Journalist Bruce Catton den schmächtigen, bereits schwer vom Krebs gezeichneten Autopionier auf und notiert überrascht: "Der Mann mit dem weltberühmten Namen und der dünnen Brieftasche ist weder entmutigt noch traurig. Seine Augen, die sehen mussten, wie seine Firma ohne ihn zu Größe aufstieg, sind klar und fröhlich. Er wirkt ungeschlagen."
Stand: 05.03.09