"Madame F. fühlte sich bald sehr matt, verfiel in hartnäckige Diarrhö, hatte Nachtschweisse, magerte auffallend ab, wobei die Augäpfel aus der Augenhöhle hervorzutreten anfingen." So beschreibt Carl Adolf von Basedow 1840 in der "Wochenzeitschrift für die gesamte Heilkunde" das vielfältige Krankheitsbild, das als "Basedowsche Krankheit" bekannt wird. Im seinem Artikel schildert Basedow seine Beobachtungen bei mehreren Patienten: hervortretende Augäpfel (Exophthalmus), Schilddrüsenschwellung (Struma oder Kropf) und schneller Herzschlag (Tachykardie). Diese auch als "Merseburger Trias" bezeichneten drei Symptome haben ihre Ursache in einer Schilddrüsenüberfunktion, wie sich später herausstellt. Basedow weiß damals nicht, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt: Der Körper bildet Antikörper gegen sein eigenes Schilddrüsengewebe. Basedows Verdienst besteht in der genauen Aufzeichnung der Beschwerden und in der Hypothese, dass diese dieselbe Ursache haben könnten.
Doch vorerst findet Basedows Artikel kaum Beachtung. Er ist kein renommierter Wissenschaftler, sondern praktischer Arzt. Der am 28. März 1799 in Dessau geborene Basedow hat auf eine Universitätskarriere verzichtet und mit 23 Jahren in Merseburg seine Praxis eröffnet. Er gilt als gewissenhaft und aufopferungsvoll. Kranke, die kein Geld haben, behandelt er auch ohne Honorar. Er lebt ganz für die Medizin. Als eines seiner vier Kinder stirbt, landet es auf Basedows Obduktionstisch: "Die Kleine, leider mein eigenes Töchterchen, starb nach häufigem Auftreten der sehr beängstigenden Symptome des Asthmas." Auch als 1831 in Magdeburg die Cholera ausbricht, reagiert Basedow als Arzt. Er meldet sich freiwillig, um den Betroffenen zu helfen. Das so erworbene Wissen kann er zwei Jahre später bei der Choleraepidemie in Merseburg nutzen. Basedow weiß, was zu tun ist. Viele Mitbürger verdanken ihm ihr Überleben. Um den Überblick über die Ausbreitung der Krankheit zu behalten, entwirft Basedow einen Krankheitsmeldezettel. Ein Meldeverfahren, das bis heute praktiziert wird.
Die Stadt Merseburg bedankt sich offiziell bei Basedow für seinen Einsatz während der Choleraepidemie. Er wird zum Kreisphysikus, eine Art Amtsarzt, berufen und 1841 zum Königlichen Sanitätsarzt ernannt. Basedow fasst seine Erkenntnisse in über 60 Publikationen zusammen: von Milzbrand über Venenentzündung, Polypenoperationen und Bauhöhlenschwangerschaft bis zur Beschreibung der "Basedowschen Krankheit". Ein wirksames Mittel gegen die "Glotzaugenkachexie" weiß Basedow nicht. Dazu muss erst die Funktion der Schilddrüse entschlüsselt werden. Sein Wissensdrang wird Basedow schließlich zum Verhängnis. Der 55-Jährige infiziert sich bei einer Obduktion mit Typhus und stirbt nach drei Tagen am 11. April 1854 in Merseburg. Am Grab Basedows sagt der Domprediger der Stadt: "Er machte das Leid seiner Kranken zu seinem eigenen und trug es mit sich auf seinem Herzen."
Stand: 28.03.09