Oskar Matzerath kann es kaum erwarten, drei Jahre alt zu werden: Seine Mutter hat ihm zum Geburtstag eine Blechtrommel versprochen. Weil ihm aber das Treiben der Erwachsenen missfällt, beschließt er, nicht mehr größer zu werden. Ein arrangierter Sturz von der Kellertreppe liefert die vermeintliche Erklärung für die Wachstumsverweigerung. Trommelnd stört Oskar die ungeliebte Welt der Erwachsenen. Er bringt Nazi-Aufmärsche aus dem Takt und lässt mit seinen Protestschreien Glas zerspringen.In der Verfilmung von Günter Grass' Roman "Die Blechtrommel" wird Oskar vom 12 Jahre alten, selbst wachstumsgestörten David Bennent gespielt. Die internationale Kritik ist fasziniert: "Bennent ist die fleischgewordene Blechtrommel", schreibt die amerikanische "Village Voice". Der Film von Volker Schlöndorff wird in Hollywood mit einem Oscar und in Cannes mit einer Goldenen Palme ausgezeichnet.
Der Erfolg kommt unerwartet. Vor der Uraufführung am 3. Mai 1979 gilt die Literaturverfilmung als äußerst gewagt. Lassen sich 700 Buchseiten in Bildern einfangen? Die Bilder sind so, wie Grass sie mag - schließlich hat er am Drehbuch mitgeschrieben: Ein Aal, der sich aus einem toten Pferdekopf schlängelt, Oskars Mutter, die sich übergibt, Beischlafszenen auf der Couch. Und ein Oskar, der das tönerne Jesuskind in der Kirche ohrfeigt, weil es nicht trommelt: "Kannste nich oder willste nich, Bürschchen. Kannst doch sonst alles!"
Als der Roman 1959 erscheint, sorgen solche Szenen für heftige Diskussionen. Grass erinnert sich, dass "das Buch unterm Ladentisch verkauft" wird. Es werden Prozesse gegen ihn geführt, die er gewinnt. 20 Jahre danach ist die Aufregung längst vorbei, bei der Filmpremiere fühlt sich niemand mehr provoziert.
Stand: 03.05.04