Stichtag

14. September 2008 - Vor 5 Jahren: Schweden lehnt Einführung des Euro ab

"Das ist die größte Niederlage, die ein schwedischer Ministerpräsident je erlitten hat", stellt der sozialdemokratische Regierungschef Göran Persson fest. Die klare Ablehnung des Euro bei der Volksbefragung am 14. September 2003 ist für ihn eine "Tragödie für Schweden". 56,1 Prozent der Schweden haben den Eintritt in die europäische Währungszone abgelehnt, nur 41,8 Prozent waren dafür. Zwar lagen die Euro-Gegner bereits Wochen zuvor bei Umfragen immer wieder vorne, aber nicht mit dieser Deutlichkeit. "Wir haben die tiefe Skepsis unterschätzt, die gegen das Euro-Projekt besteht", sagt Persson, der zusammen mit Wirtschaftsvertretern für den Euro gekämpft hat. "Wir haben den Wählern klar gesagt, dass ein Nein unsere Wachstumschancen schmälert, und sie haben sich dennoch so entschieden." 

Die Abstimmungsanalyse zeigt, dass besonders die Jungwähler Vorbehalte gegen den Euro haben: Zweidrittel der 18- bis 21-Jährigen lehnen die europäische Währung ab. Während die Frauen mit 58 Prozent dagegen stimmen, entscheiden sich die Männer sogar knapp dafür. Für den Euro sprechen sich auch die Menschen in der Hauptstadt Stockholm und in der südschwedischen Region um Malmö aus. Dort sind vor allem Wirtschaftsunternehmen angesiedelt. In den armen nordschwedischen Gemeinden hingegen ist die Zustimmung auf bis zu zehn Prozent abgesackt. Die Nein-Sager sorgen sich vor allem um Schwedens nationale Selbstständigkeit, die demokratischen Einflussmöglichkeiten und die Zukunft des Sozialsystems. Obwohl Schweden bereits seit 1995 EU-Mitglied ist, sind die Vorbehalte gegenüber Europa insgesamt groß: 42 Prozent der Euro-Gegner würden am liebsten wieder ganz aus der Europäischen Union austreten.

Ein weiterer Faktor bei der Abstimmung ist der Tod der beliebten schwedischen Außenministerin Anna Lindh. Die Sozialdemokratin ist nur vier Tage vor dem Referendum in einem Kaufhaus in Stockholm niedergestochen worden. Der Attentäter wird später festgenommen, für seine Tat gibt es bis heute kein erkennbares Motiv. Die Vermutung, die Ermordung der vehementen Euro-Befürworterin Lindh werde den Ausgang des Referendums bestimmen, hat sich zwar nicht bestätigt. Dennoch scheint ihr Tod die Wahlbeteiligung beeinflusst zu haben. Diese lag mit 81,2 Prozent überdurchschnittlich hoch. Wann Schweden die Vorgabe des EU-Vertrages erfüllt und den Euro einführt, ist ungewiss. Bis dahin bleibt die Krone schwedisches Zahlungsmittel.

Stand: 14.09.08