Stichtag

16. Januar 2008 - Vor 75 Jahren: Susan Sontag in New York geboren

In ihren letzten Jahren bekommt Susan Sontag noch einmal richtig Ärger: In den Schock nach dem 11. September 2001 hinein erklärt die "dunkle Dame der amerikanischen Literatur", wie sie genannt wird, die USA trügen eine Mitschuld am Hass, der ihnen aus Teilen der Welt entgegen schlüge.

Daraufhin schlägt Sontag aus Teilen der USA blanker Hass entgegen. Aber sie lässt sich nicht beirren. Als George W. Bush 2003 den Irak-Krieg beginnt, nennt sie die US-Regierung "eine Bande von Radikalen", und das ausgerechnet in Deutschland, wo sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erhält. Als Sontag gut ein Jahr später stirbt, wird sie nicht in den USA begraben, sondern auf dem Montparnasse in Paris.

Paris prägt Susan Sontag, so wie Los Angeles und New York, wo sie am 16. Januar 1933 geboren wird. Sie ist eine leidenschaftliche Städterin und hasst ihre Kindheit, weil ihre alkoholabhängige und depressive Mutter nach dem Tod des Vaters aufs Land nach Arizona zog. Erst mit zwölf, in Kalifornien, blüht sie wieder auf. Sontag wird eine brillante Schülerin und Studentin und eine junge Philosophie-Dozentin in Chicago und Harvard. Mit 19 Jahren heiratet sie den Soziologen Philip Rieff. Das Paar bekommt ein Kind, bleibt aber nicht lange zusammen. "Ich wollte immer eine große Familie", sagt Rieff später, "Susan hingegen eine große Bibliothek".


1958 reist Sontag nach Paris und taucht in das Leben der Intellektuellen um Sartre und de Beauvoir ein. Die alleinerziehende Mutter lebt die sexuelle Befreiung mit wechselnden männlichen und weiblichen Partnern und sie beschließt, Schriftstellerin zu werden. Zurück in New York veröffentlicht sie einen Essay über die Pop-Kultur: "Über Camp" macht Susan Sontag mit einem Schlag berühmt.

Von nun an wird Sontag die wichtigste Analytikerin der modernen Kultur in den USA. Sie schreibt über Filme und Literatur, über Pornografie und Fotografie, über Science Fiction und Politik. Ihre Essay-Bände werden auch in Europa bekannt, während ihren Romanen ("Der Wohltäter", "In Amerika") nur mäßiger Erfolg beschieden ist.

Als Präsidentin des amerikanischen PEN -Clubs wird Sontag so etwas wie die intellektuelle Stimme der USA. Sie provoziert nach allen Seiten, wenn sie etwa die "weiße Rasse" als den "Krebs der menschlichen Gesellschaft" oder den Kommunismus als "Faschismus mit menschlichem Angesicht" bezeichnet, und auch als sie öffentlich über ihre Krebs-Erkrankung spricht. Ihr erliegt sie am 28. Dezember 2004.

Stand: 16.01.08