Stichtag

27. November 2008 - Vor 50 Jahren: Sowjetunion kündigt Vier-Mächte-Status Berlins

Bereits vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges beginnt die Koalition der Alliierten zu bröckeln. Hoheitsrechte und Gebietsansprüche sind immer wieder Streitpunkte zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion. Anfang 1946 spricht der britische Premierminister Winston Churchill  zum ersten Mal von vom "Eisernen Vorhang" zwischen Ost und West. Als die West-Alliierten in ihren Zonen die Einführung der D-Mark vorbereiten, verlässt die Sowjetunion den Kontrollrat der vier Besatzungsmächte. Wenige Tage später werden sämtliche Land- und Wasserverbindungen nach West-Berlin gesperrt. Zwischen Juni 1948 und Mai 1949 wird Berlin während der Blockade über eine Luftbrücke versorgt. Während der ersten Berlin-Krise bringen so genannte Rosinenbomber Lebensmittel, Medikamente und Kohle in die Stadt.

Anfang der 50er Jahre befindet sich Deutschland im Zentrum des Kalten Krieges. Die Konfrontation zwischen den  USA und der Sowjetunion nimmt zu. Die Gründung der Bundeswehr und der Nato-Beitritt der Bundesrepublik ist für Kanzler Konrad Adenauer ( CDU) die logische Folge - auch zum Schutz West-Berlins. SED-Parteichef Walter Ulbricht hingegen empfindet den Westteil Berlins als Stachel im Fleisch der DDR. Er drängt den sowjetischen Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow zum Handeln, weil immer mehr DDR-Bürger das Land verlassen. In seiner Rede im Moskauer Sportpalast poltert Chruschtschow im November 1958 noch vehementer als sonst gegen die USA. Sein Vorschlag: Die Besatzungsmächte sollen aus Berlin abziehen. West-Berlin soll sowohl von der Bundesrepublik als auch von der DDR unabhängig sein. Die politische Verantwortung für das sowjetisch besetzte Ost-Berlin soll an die DDR übertragen werden. Am 27. November 1958 erhalten die Westmächte von Chruschtschow die Note, die den Vier-Mächte-Status Berlins aufkündigt. Nach den Vorstellungen des Kreml sollen die Amerikaner, Briten und Franzosen innerhalb von sechs Monaten West-Berlin verlassen, damit eine freie Stadt entstehen könne.

Berlins Regierender Bürgermeister Willy Brandt (SPD) antwortet umgehend: "Hände weg von Berlin!" Eine Entmilitarisierung der Stadt bedeute lediglich, dass diese vom Ostblock abhängig werde. Ziel des Ultimatums sei die Eingliederung West-Berlins in die DDR. Auch die Reaktion von US-Präsident Dwight D. Eisenhower ist unmissverständlich. Die USA sind nicht bereit, ihre Kasernen zu räumen und das ungehinderte Zugangsrecht zum Ostsektor aufzugeben. Chruschtschows Ultimatum läuft im Mai 1959 folgenlos ab.  Die Berlin-Krise bringt 1961 den Bau der Mauer, 1962 steht die Welt während der Kuba-Krise sogar am Rand eines Atomkrieges. US-Präsident John F. Kennedy  verlangt von den Sowjets, die Raketen von der Karibikinsel abzuziehen und stellt klar, dass er ebenfalls Berlin verteidigen werde. Chruschtschow lenkt ein. Die zweite Berlin-Krise endet 1963 mit der Ausgabe von Passierscheinen für Besuche in Ost-Berlin. Die Rechtslage der geteilten Stadt wird allerdings erst im Vier-Mächte-Abkommen festgeschrieben, das die Siegermächte 1972 unterzeichnen.

Stand: 27.11.08