1944: Der zweite Weltkrieg geht in seine letzte Phase. Seit vier Jahren ist Dänemark von deutschen Truppen besetzt. Ganz Dänemark? Nein! Ein abgelegenes Gebiet der dänischen Krone dient Engländern und Amerikanern als Stützpunkt: Island, die Nordmeerinsel. Seit die Deutschen Dänemark überfielen, hat der Unionsvertrag zwischen Kopenhagen und Island keine praktische Bedeutung mehr. In dieser Situation führen die rund 290.000 Isländer eine Volksabstimmung durch und entscheiden sich zu 95 Prozent für die Unabhängigkeit. Am 17. Juni ruft das Althing, das isländische Parlament, die Republik aus.
So jung die neue Republik ist, so weit zurück reicht ihre Tradition. Die Isländer sprechen die älteste noch lebende Sprache Nordeuropas. Ihr Parlament heißt immer noch Althing wie die Volksversammlung der Wikinger, die seit 874 das unwirtliche Land aus Gletschern und Vulkanen von Norwegen aus besiedelten. Die Nordmänner suchten die Unabhängigkeit. Die ging verloren, als Dänemark 1380 Nordskandinavien kolonisierte. 1944 nahm sich die kleine Nation ihre Freiheit wieder - und weiß sie seither zu verteidigen: In den 1970er-Jahren trotzte es im sogenannten "Kabeljaukrieg" dem großen Nachbarn und setzte seine 200-Meilen-Seezone gegen die Engländer durch. Bis heute hält sich Island abseits von der EU - und ist das einzige NATO-Mitglied, dass keine eigene Armee braucht.
Stand: 17.06.04