Stichtag

31. August 2006 - Vor 70 Jahren: "Queen Mary" gewinnt das "Blaue Band"

Für die Überquerung des Atlantiks braucht der englische Dampfer "Britannia" 1840 rund zwei Wochen. Da es noch keine Kühlräume gibt, ist eine Kuh an Bord untergebracht. So können die Passagiere auf ihrer Fahrt von Europa nach Amerika täglich frische Milch trinken. Im Wettbewerb um zahlungskräftige Passagiere zählt bei der Überfahrt aber nicht nur der Service sondern auch die Geschwindigkeit. Neben den Briten wetteifern Amerikaner, Franzosen, Italiener und Deutsche um Profit und Tempo auf der Transatlantik-Route. 1926 beschließt die englische Reederei "Cunard Line" ein Schiff zu bauen, das länger, geräumiger und schneller als die Konkurrenz ist. Ein zweites Schiff, die spätere "Queen Elizabeth", wird gleich mitgeplant. Ziel ist ein wöchentlicher Liniendienst über den Atlantik, bei dem die beiden Schiffe gleichzeitig hin und her pendeln. Um diesen Fahrplan einhalten zu können, muss mindestens mit einer Geschwindigkeit von 28,5 Knoten gefahren werden.

Der Name des ersten Dampfers ist jahrelang ein Geheimnis. Erst bei der Schiffstaufe im September 1934 wird aus der "Baunummer 534" die "Queen Mary". Doch es dauert noch fast zwei Jahre, bis die Ausstattung des Schiffs komplett ist. Zu spät: Der französische Liniendampfer "Normandie" wird früher fertig gestellt und gewinnt auf der Jungfernfahrt das "Blaue Band". Diese Auszeichnung für die schnellste Atlantikpassage war ursprünglich von Journalisten erfunden worden, um den Wettkampf der Ozeanliner für ihre Schlagzeilen anzuheizen. 1935 stiftet Harold Hales, ein britischer Parlamentarier, eine Silbertrophäe. Denn er ist überzeugt, dass die "Queen Mary" am Ende den Sieg holt. Doch auf seiner Jungfernfahrt gerät der Luxusdampfer in eine Nebelbank und erreicht New York mit Verspätung. Erst auf ihrer sechsten Fahrt schafft die "Queen Mary" den Rekord: Am 31. August 1936 erreicht sie das Ziel - als erstes Schiff mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von mehr als 30 Knoten. Die Überfahrt dauert weniger als vier Tage. Einmal noch muss sie das "Blaue Band" an die "Normandie" abgeben. Doch im August 1938 holt sich "Queen Mary" die Trophäe zurück und behält sie 14 Jahre lang.

Im Lauf ihre 31-jährigen Karriere transportiert "Queen Mary" über zwei Millionen zahlende Fahrgäste. Sie ist aber nicht nur als Luxusliner unterwegs. Im Zweiten Weltkrieg dient sie als Truppentransporter und Hospitalschiff. Als Ende der 50er Jahre die ersten Düsenjets innerhalb weniger Stunden über den Atlantik fliegen, geht die Ära der Transatlantik-Schifffahrt zu Ende. 1967 wird die "Queen Mary" nach Kalifornien verkauft, wo sie heute im Hafen von Palm Beach als Luxushotel vor Anker liegt.

Stand: 31.08.06