Stichtag

14. Juni 2006 - Vor 195 Jahren: Harriet Beecher-Stowe wird geboren

Eines Tages schreibt Harriet Beecher-Stowe ihrem jüngsten Sohn einen Brief. Darin erklärt sie, warum es ihr ein Herzensbedürfnis war, den Roman "Onkel Toms Hütte" zu schreiben. "Mir brach fast das Herz vor Jammer über die Grausamkeit und das Unrecht, welche von unserem Volk an den Sklaven begangen wurden", schreibt sie darin. "Manche Nacht, während Du an meiner Seite schliefst, vergoss ich heiße Tränen, wenn ich an die armen Sklavenmütter dachte, denen ihre Kleinen entrissen wurden."Beecher-Stowe wird am 14. Juni 1811 in Litchfield, Connecticut, geboren und wächst in einem streng calvinistischen Umfeld auf. Ihr Vater, der sie nach dem Tod der Mutter 1815 aufzieht, zählt zu den bekanntesten puritanischen Predigern der USA, fünf ihrer Brüder werden Pfarrer. Beecher-Stowe beginnt bereits als Kind zu schreiben, kann angeblich die ganze Bibel auswendig. "Hattie ist ein echtes Genie", wird der Vater über die Achtjährige schreiben: "Ich würde 100 Dollar geben, wenn sie ein Junge wäre." Beecher-Stowe wird Lehrerin, verfolgt aber ihren Traum der Schriftstellerei weiter. 1833 gewinnt sie bei einem Literaturwettbewerb den ersten Preis. Drei Jahre später heiratet sie den Calvinisten Ellis Stowe und zieht mit ihm nach Cincinatti, der Hauptstadt der Sklavereigegner. Die siebenfache Mutter beginnt sich politisch zu engagieren. Zwei Ereignisse bringen sie dazu: ein Gesetz, das Nordstaatler zu Rechenschaft zieht, wenn sie entflohenen Sklaven helfen. Und der Tod ihres sechsten Kindes an der Cholera-Epidemie. Durch den Verlust habe sie begriffen, wird Beecher-Stowe später sagen, was es für eine Sklavenmutter bedeuten würde, von ihrem Kind bei einer Versteigerung auf immer getrennt zu werden. Dieses Drama der Trennung ist ihr auch in "Onkel Toms Hütte" wichtiger als die Darstellung der Gewalt.

Als 1851 das erste Kapitel aus "Onkel Toms Hütte" über die Leidensgeschichte eines herzensguten Sklaven in der Wochenzeitung "National Era" in Washington erscheint, leben in den noch nicht industrialisierten Südstaaten der USA über vier Millionen schwarze Sklaven. Die meisten von ihnen schuften in den Baumwoll-Plantagen im Mississippi-Delta. "Onkel Toms Hütte" (1852) hat enorme Wirkung. Von der Buchausgabe werden innerhalb eines dreiviertel Jahres 300.000 Exemplare verkauft. Bei einem Treffen mit Beecher-Stowe soll US-Präsident Abraham Lincoln gesagt haben: "Sie sind also die kleine Frau, die den großen Krieg verursacht hat.". Gemeint ist der amerikanische Bürgerkrieg, der sich 1861 zwischen Nord- und Südstaaten an der Sklavenfrage entzündete und vier Jahre später zur Abschaffung der Sklaverei in den USA führte. Beecher-Stowe stirbt 1896 in Connecticut.

Stand: 14.06.06