Georges Brassens fühlt sich nicht wohl. Mit einer Gitarre bewaffnet ist er auf die Bühne gekommen, um seine berühmten Chansons zu singen, aber die Menschen unten im Publikum machen ihm Angst. "Ich leide unter Lampenfieber", gesteht der Barde, "das überschattet mein Glück". Auch das Reisen ist dem schüchternen Poeten ein Gräuel. "Ich bin wie eine Katze, so wie sie mag ich es nicht, mein Zuhause zu verlassen, in dem ich mich sicher fühle". Nur dreimal verlässt der Sänger Frankreich, um nach Luxemburg und Großbritannien zu fahren. Seine teils stark anarchistischen Lieder allerdings erklingen auf den Boulevards und reisen statt seiner um die Welt. 20 Millionen Alben verkauft Brassens zu Lebzeiten; seine Chansons werden sogar auf Esperanto gesungen.Brassens kommt am 22. Oktober 1921 als Sohn eines Bauunternehmers und einer streng gläubigen Neapolitanerin im südfranzösischen Sète zur Welt. Seine Mutter vermittelt ihm die Liebe zur Musik. Bereits als Jugendlicher beginnt er, Chansons zu schreiben. Neben eigenen Texten vertont er auch die Lyrik französischer Klassiker wie François Villon, Victor Hugo, Paul Verlaine oder Louis Aragon. 1952 steht er in Paris erstmals auf der Bühne. Große Orchestrierung lehnt er ab. Stattdessen bevorzugt er einen nur von einer Gitarre begleiteten Sprechgesang. Für seine politisch-derben, gegen den bürgerlichen Kleingeist gerichteten Lieder - sein Chanson "La gorille" gegen die Todesstrafe darf im französischen Radio Jahre lang nicht gespielt werden - würdigt die renommierte Académie Française den schüchternen Anarchisten mit ihrem Großen Preis der Poesie.
22 Jahre lang lebt Brassens mit seinen Katzen im Haus von Freunden - ohne Gas, Wasser oder Strom. Dann zieht er in sein Landhaus bei Sète. Dort stirbt er im Oktober 1981 einige Tage nach seinem 60. Geburtstag. Begraben wird er auf einem Armenfriedhof nicht weit vom Meer nahe seines Geburtsorts - so, wie er es in seinem Chanson "Bitte, am Strand von Sète bestattet zu werden" gewünscht hatte.
Stand: 22.10.06